14.06.2022


AM HANG

Für den neuen Standort eines Baustoffhändlers führt die Bereuter Baugrubentechnik AG einen Spezialtiefbau-Auftrag aus, der es in sich hat. Ein Rutschhang sowie zerklüftete Felsformationen im Untergrund fordern alle Beteiligten.

Um die Elsauer Baugrube zu erklären, stellt sich Markus Vanoni, Bauführer und Kalkulator der Bereuter Baugrubentechnik AG (BGT), für einmal nicht an den Grubenrand. «Wer diese Baugrube verstehen will, muss rauf in den Wald», sagt er und läuft los. Am Hang über dem Bauplatz wird schnell klar, worum es geht: Rund 50 Meter über dem Baugrubenabschluss zum Waldrand hin durchziehen breite Risse den Hang. Der oberflächlich intakt wirkende Stutz rutschte ab, nachdem letzten Herbst die Tiefbauarbeiten angelaufen waren und das BGT-Team den hangseitigen Abschluss plangemäss mit einer Nagelwand gesichert hatte. «Eines Morgens bemerkten wir, dass die Nagelwand um 40 Zentimeter hangabwärts verschoben war», schildert Vanoni. An jenem Morgen wurde augenfällig, was alle Projektbeteiligten seither umtreibt: Die Geologie sei auf diesem Bauplatz so schwierig und heikel, wie er es in seiner Karriere auf keiner anderen Baustelle erlebt habe, sagt der Bauführer.

Systemwechsel drängt sich auf
An dieser Lage, am westlichen Ortseingang Elsaus, baut die Hug Baustoffe AG einen neuen Standort. Auf rund 10'000 Quadratmetern Fläche entsteht «ein HUG-Baukompetenz-Zentrum mit einer modernen Bad- und Keramikausstellung, einem attraktiven Handwerker-Shop sowie einem umfangreichen Baumaterial-Abhollager», heisst es auf der Website des Unternehmens.
BGT konzentriert sich im Projekt als Subunternehmer der Toggenburger AG auf den Spezialtiefbau. Im Herbst 2021, einige Wochen nach dem Spatenstich, hatte das fünfköpfige Team um Maschinist José Rebelo bereits die hangseitig geplante Nagelwand erstellt. Als der Hang schliesslich rutschte und die Wand wegdrückte, war es jedoch aus mit dem planmässigen Baufortschritt. «Das zuständige Ingenieurbüro musste die Situation mit Geologen sowie der Bauherrschaft neu erörtern. Schliesslich fiel der Entschluss, das Rutschmaterial auszugraben und den Hang neu mit einer Rühlwand zu sichern», sagt Vanoni. Bei einem Baustellenbesuch Mitte Mai ist diese Rühlwand fertiggestellt. Auf rund 200 Metern Länge ragen die Stahlträger unterhalb des Waldrands in die Höhe, einbetoniert in Bohrlöchern von bis zu 12 Metern Tiefe. Zur horizontalen Stabilisierung wurden Longarinen verschweisst und 87 vorgespannte Anker eingebracht, jeweils rund 20 Meter tief in den Hang hinein. Beim Initiieren des Ankerzements zeigte sich der Boden ein weiteres Mal tückisch. Ausgehärtete Zementpfützen hinter dem Grubenabschluss zeigen, dass der Baustoff durch Zerklüftungen von den Bohrlöchern teils bis an die Oberfläche entwich. Der BGT-Mannschaft gelang die Ausführung trotzdem: «Der Hang ist – bis jetzt – stabil», sagt Vanoni. Überwacht wird dies durch Verformungsmessungen sowie mehrere Inklinometer, die oberhalb der Rühlwand positioniert sind.

Boden bleibt tückisch
Die Spezialtiefbauarbeiten sind damit noch nicht getan. Das Bauprojekt erfordert eine mehrfache Terrassierung des Untergrunds, die Abstufungen müssen mit weiteren Ankern gesichert werden. Aktuell ist das BGT-Bohrteam dabei, einen ersten solchen Absatz zu sichern. Und wieder macht der Boden, was er will. «Von einer ersten Serie von Litzenankern, die wir hier plangemäss auf 16 Meter Tiefe einbetoniert haben, lösten sich rund die Hälfte beim Vorspannen», sagt Vanoni. Es habe sich gezeigt, dass der Fels, der eine stabile Verankerung ermöglichen sollte, tiefer liege als die Planer annahmen. Die BGT-Männer sondieren nun mit verlängerten Bohrrohren, wie tief der Fels effektiv liegt. Dann werden Planer und Bauherrschaft neuerlich entscheiden müssen, wie es in dieser Situation weitergehen soll.
«Es ist eine fachlich interessante Herausforderung, mit diesem heiklen Untergrund umzugehen. Wir tun unser Bestes für den erfolgreichen Abschluss des Projekts», betont Vanoni und streicht den erstklassigen Support der Planer sowie der weiteren involvierten Unternehmungen hervor. Wann die Spezialtiefbauarbeiten abgeschlossen sind, kann der Bauführer derzeit nicht abschätzen. «Das steht hier nicht in den Sternen, sondern liegt im Boden», sagt er.