14.06.2022


BEREUTER BAUT IM BASELBIET

In Bubendorf erstellt die Bereuter Bau AG die neuste Produktionshalle des internationalen Pharmazulieferers Bachem. Das Bauvorhaben ist komplex und die Arbeit fernab von daheim logistisch und persönlich anforderungsreich.

Auf dem Bachem-Areal in Bubendorf, rund 100 Kilometer vom Werkhof in Volketswil entfernt, parken zwei Bereuter-Firmenfahrzeuge vor einem gut abgeriegelten Bauplatz. Auf Absperrlatten prangt der Bereuter-Schriftzug, am Geländer vor einem Mannschaftscontainer hängt eine Bereuter-Blache. Männer in gelben Arbeitshosen und grünen Shirts nehmen schliesslich den letzten Zweifel: Hier, mitten im Baselbiet, ist die Bereuter Bau AG am Werk.
Auf dem Bauplatz wachsen ost- und westseitig auf einer grossen Bodenplatte zwei Gebäudekerne in Beton in die Höhe. Bei einem Baustellenbesuch Ende April werden im zweiten Obergeschoss des westlichen Turms Wandschalungselemente umgesetzt. Vorarbeiter Cen Lama marschiert mit Lasermessgerät, Doppelmeter und Zimmermann-Bleistift umher und markiert Messpunkte für bevorstehende Arbeiten. Drei Etagen tiefer, im schattenkalten Untergeschoss, bespricht Bauführer Jesus Suarez mit Polier Bruno Brunner, wie eine angekündigte Fuhre Kalksandsteine möglichst speditiv in den Untergrund verfrachtet werden kann. «Wir realisieren hier ein komplexes industrielles Produktionsgebäude, dessen Bauprogramm aufgrund von Änderungen und Verzögerungen immer wieder flexibel angepasst werden muss», erklärt Suarez. Eine gute Logistikplanung und der effiziente Einsatz von personellen Ressourcen vor Ort sei deshalb entscheidend. Das Bereuter-Kernteam ist seit Herbst 2021 im Baselbiet aktiv und zählt sechs Mitarbeitende. Hinzu kommen je nach Bedarf mehrere temporäre Mitarbeitende sowie Akkordanten für Maurer- und Schalungs- und Eisenlegearbeiten.

Erfolgreiche Zusammenarbeit
Am südlichen Zipfel Bubendorfs befindet sich der Hauptsitz sowie der grösste Produktionsstandort der Bachem Holding AG, einem international tätigen Pharmazulieferer. Im Zuge ihrer Ausbaustrategie realisiert die Bachem-Gruppe am Rande des Areals ihr bislang grösstes Produktionsgebäude. Auf zwei Untergeschossen, einem überhohen Erdgeschoss sowie fünf Obergeschossen bietet das «Gebäude K» nach Fertigstellung rund 12'000 Quadratmeter Nutzfläche. Unter anderem soll darauf ab 2024 die weltweit modernste Anlage zur Herstellung von Peptiden und Oligonukleotiden ihren Betrieb aufnehmen.
Das neue Bachem-Produktionsgebäude wird als GU-Projekt unter Federführung von Goldbeck Rhomberg ausgeführt. Goldbeck Rhomberg und die Bereuter Bau AG haben in den vergangenen Jahren zusammen mehrere Grossprojekte erfolgreich umgesetzt. Das UPS-Verteilzentrum in Bülach, Luzi in Dietlikon und gegenwärtig Embraport in Embrach sind Beispiele dafür. «Nach erfolgreichen Zusammenarbeiten fragte Goldbeck Rhomberg an, ob wir auch den Bachem-Neubau im Baselbiet gemeinsam erstellen wollen», sagt Marcel Tanner, Geschäftsführer der Bereuter Bau AG. Die neuerliche Zusammenarbeit kam zustande. Das Projekt landete auf dem Schreibtisch von Bauführer Suarez. Er stellte ein Team zusammen und begann, den Einsatz zu planen.

Getaktetes Zusammenspiel
Die neue Bachem-Produktionshalle besteht aus zwei Gebäudekernen in Ortsbeton, über welche die Gebäudeerschliessung mit Treppenhäusern und Liftschächten organisiert wird. Verbunden werden die Kerne mit einer Konstruktion aus vorfabrizierten Betonstützen, Unterzügen und Deckenelementen aus eigener Produktion von GU Goldbeck Rhomberg. «Wir geben mit dem Bau der Gebäudekerne den Takt vor – und mit einem Abstand von mindestens einer Etage zieht Goldbeck Rhomberg mit dem Ausbau der verbindenden Geschossdecken nach», schildert Bauführer Suarez den Ablauf. Ist der Elementbau einer Etage fertiggestellt, verstärkt das Bereuter-Team die Elementdecke mit einer 15-Zentimeter-Schicht Beton – und beginnt auf der darunterliegenden, frisch gedeckten Etage mit den Maurerarbeiten zur Feingliederung der Geschossfläche.
Für die Erstellung der Halle kommt viel Beton und Stahl zum Einsatz: «9200 Kubikmeter Ortsbeton und 870 Tonnen Bewehrungsstahl werden wir bis zur Fertigstellung verarbeitet haben», sagt Suarez. Eine solche Betonintensität erfordert einen eng abgestimmten Bauablauf. Bei solchen Projekten sei es entscheidend, im Takt zu bleiben oder bei Abweichungen den Takt rasch wieder zu finden, damit nachfolgende Arbeiten nicht ins Stocken gerieten, erklärt der Bauführer und betont: «Aber genau wegen solchen Anforderungen reizen mich Projekte wie diese».

Fernab von daheim
Doppelt anspruchsvoll ist es, wenn die koordinativ und logistisch herausfordernde Baustelle fernab vom eigenen Stammgebiet und dem eigenen Werkhof liegt. Um den Materialfluss zu vereinfachen, beschafft Suarez Bau- und Verbrauchsmaterial soweit möglich in der Region. Der restliche Bedarf geht als grosse Sammelbestellungen nach Volketswil, so dass Fahrten optimal ausgelastet werden können. «Die Distanz zum Werkhof zwingt uns, noch genauer und noch weitsichtiger zu überlegen, wann wir welches Material benötigen», sagt Suarez. Dies umso mehr, als seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs mehr und mehr Situationen auftreten, in denen Lieferfristen länger und Produkte teurer werden oder Material phasenweise gar nicht mehr verfügbar ist. Um im anforderungsreichen Projekt und unter den gegebenen Umständen rasch reagieren zu können, arbeitet der Bauführer an vier Tagen wöchentlich vor Ort auf der Baustelle.
Die Baustelle fernab vom Stammgebiet der Bereuter-Gruppe bedeutet für die Bauleute auch, weg zu sein von daheim. Unter der Woche bleibt das Bereuter-Team in der Region und hat sich dafür in einem Hotel in Pratteln einquartiert. Bauführer Suarez pendelt seinerseits täglich ins Baselbiet und legt wöchentlich einen Bürotag in Volketswil ein, ist aber dennoch nahe am Puls seiner Basler Truppe. «Wir arbeiten und leben in diesem Projekt sehr eng zusammen, sind ein bisschen wie eine Familie», sagt er. Und wie in jeder Familie sei es auch hier so, dass mal eine Krise oder ein Problem auftrete, das gelöst werden müsse – und das in dieser Gruppe auch rasch gelöst werde.
Nach dem ursprünglichen Bauprogramm hätte der Rohbau in Bubendorf bis im Sommer fertiggestellt sein sollen. Aufgrund von Bestellungsänderungen und verschiedenen Verzögerungen geht Suarez davon aus, dass die Baumeisterarbeiten im Oktober abgeschlossen sein dürften. Das Bereuter-Gastspiel im Baselbiet wird also bis in den Herbst verlängert.