03.12.2021


FABIANS WEG IN DIE TIEFE

Fabian Simione tauchte vor gut drei Jahren als Junior-Bauführer bei der Bereuter Baugrubentechnik AG in den Tiefbau ein. Heute betreut er selbständig mehrere komplexe Projekte gleichzeitig.

Während um ihn herum zwei Bagger Abbruchmaterial verladen, ein wartender Lastwagen am Strassenrand hupt und ein Bauarbeiter etwas vom Dach des rückzubauenden Gebäudes ruft, steht Fabian Simione am Rand des hektischen Bauplatzes und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er bespricht sich mit dem Vorarbeiter und deutet immer wieder auf das Tablet mit dem eingeblendeten Grubenplan.
Simione, der mit den Leuten um ihn herum rasch auf «Du» wechselt, ist Bauführer der Bereuter Baugrubentechnik AG (BGT). Mindestens jeden zweiten Tag ist er auf den Bauplätzen präsent, die er betreut. «Dies nicht nur, um Befehle auszugeben», betont er. Stattdessen wolle er von seinen Leuten hören, wie es laufe, wo es Probleme gebe, und welches Ideen wären, um diese zu lösen. Dabei handelt es sich nicht um «Kuschelpädagogik» für erwachsene Bauleute, sondern um Fabians pragmatische Sicht auf die Dinge: «Als Bauführer bin ich jeweils vielleicht eine Stunde auf dem Bauplatz. Gebe ich den Bauleuten arrogant vor, was jetzt wie zu geschehen hat, läuft es doch in der Sekunde schon wieder anders, in der ich ihnen den Rücken zudrehe.» Gelinge es jedoch, die oft erfahrenen Leute auf den Baustellen ernst zu nehmen, sie anzuhören und einzubeziehen, sei die Motivation grösser und es läuft, wie es besprochen wurde, sagt er im Stil eines alten Hasen. Fabian aber ist erst 29. Seit drei Jahren arbeitet er bei der BGT.

Vom Hof auf den Bau
Dass er einen handfesten Beruf lernen möchte, wusste Fabian schon von Kindsbeinen an. Er wuchs auf dem Bauernhof seiner Eltern in Niederglatt ZH auf. Der Vater bauert, wie schon der Grossvater vor ihm. Obwohl darin verwurzelt, zog es Fabian und dessen älteren Bruder beruflich nicht in die Landwirtschaft. Der Bruder lernte Elektromonteur. Etwas später entschied sich Fabian für eine Maurerlehre. «Sie bietet eine gute Basis, um sich später in verschiedene Richtungen weiterentwickeln zu können», begründet Fabian. Die Lehre machte Fabian bei der Egg Bau AG in Bülach. Firma, Handwerk und die Atmosphäre auf dem Bau passten ihm.
Nach dem Lehrabschluss arbeitete Fabian zweieinhalb Jahre auf dem Beruf weiter. Dann legte er – je nach Perspektive – eine Vollbremsung hin oder zündete den Nachbrenner: Er klinkte sich aus dem Erwerbsalltag aus, holte die Matura nach und schrieb sich für ein Bauingenieur-Studium an der ZHAW in Winterthur ein. Sein Bruder hatte vor ihm denselben Weg vom Elektroinstallateur zum Elektroingenieur eingeschlagen. «Zu sehen, dass ein solcher Weg offensteht, hat bei mir sicher etwas ausgelöst», sagt Fabian.
Während des Studiums zeigte rasch, dass es ihn in Richtung Untergrund zieht. Spezialtiefbau und Tunnelbau faszinierten ihn. Ebenfalls kristallisierte sich heraus, dass ihn die reine Planertätigkeit in einem Ingenieurbüro wenig reizt. «Ich bin ein Macher. Ich fühle mich dort wohl, wo aus Plänen Realität entsteht», sagt er. Folgerichtig sah er seine Zukunft eher auf Unternehmerseite.

Begehrte Fachkräfte
Fabian studierte in einer Zeit, in der sich Fachkräfte- und Kadermangel in der Baubranche schon seit Jahren zuspitzten. Ob ETH oder Fachhochschule: Bauingenieur-Absolvierende waren und sind umschwärmt. Auch Fabian machte in seinem letzten Studiensemester mühelos Nägel mit Köpfen, hatte aber klare Präferenzen: «Für meinen neuerlichen Berufseinstieg wünschte ich mir eine mittelgrosse, familiär strukturierte Bauunternehmung mit einer breit aufgestellten Tiefbau-Sparte», schildert er. Fast wie bestellt kam da eine Stellenausschreibung der BGT. Gesucht wurde ein Junior-Bauführer, jemand, der über baurelevante Abschlüsse verfügt, aber insbesondere jemand, der in die Praxis eintauchen und dort von erfahrenen Kollegen lernen möchte. Fabian fühlte sich angesprochen. Wenig später sass er mit Adrian Thomann, dem heutigen CEO und damaligen Geschäftsführer der BGT an einem Tisch. Man verstand sich und wurde sich einig.
In seinem Startjahr war Fabian Reto Müller zugeteilt, Thomanns Nachfolger als BGT-Geschäftsführer. «Ihn unterstützte ich während eines Jahres bei seinen Projekten, lernte viel und konnte mehr und mehr Verantwortung übernehmen», schildert er. Nach einem Jahr «Tiefbau-Anlehre» durfte er den «Junior» in seiner Berufsbezeichnung an den Nagel hängen und als Bauführer eigene Projekte betreuen.
Heute betreut Fabian in der Regel zwischen drei und fünf Projekten gleichzeitig. «Fachlich reizen mich die Projekte, bei denen vom Rückbau über den Erdbau bis zu Grubensicherungen mit Nagel- und Rühlwänden alles zusammenkommt», sagt er. Seine eigene Wissbegierde und die sorgsame Heranführung innerhalb der Firma haben sein Selbstvertrauen gestärkt. Hinzu kommt: «Ich kann nach wie vor darauf zählen, dass ich bei meinen erfahrenen Kollegen und Vorgesetzten auf offene Ohren stosse, wann immer ich irgendwo anstehe.» Diese Sicherheit, gepaart mit einer kollegialen und sehr offenen Atmosphäre im Betrieb sei genau das, was er sich für seinen beruflichen Weg gewünscht habe.
Nach Karrierezielen gefragt, überlegt Fabian einen Moment. «Ich will ein wirklich guter Bauführer werden. Das klingt simpel, ist aber mit hohen Anforderungen an mich selbst verbunden. Und nach drei Jahren als Tiefbau-Bauführer weiss ich, dass man in diesem Bereich nie ausgelernt hat.» Das demotiviere ihn nicht. «Im Gegenteil, das weckt meinen Ehrgeiz», sagt er.