12.09.2023

Sportlich zum städtischen Neubau

In rund sieben Monaten Bauzeit erstellte die Bereuter Bau AG in Winterthur zwei Mehrfamilienhäuser mit 22 Wohnungen. Ein Projekt mit kleinen Spezialitäten und grossen Bäumen, die geschützt werden mussten.

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 Die Wülflingerstrasse in Winterthur ist gesäumt von alten Alleebäumen und alten Häusern. Aus den 1930er-Jahren stammen jene acht praktisch baugleichen Mehrfamilienhäuser, die auf Höhe der Bushaltestelle Feldtal bis vor kurzem eine schnurgerade Linie bildeten. Zwei von ihnen wurden im vergangenen Jahr rückgebaut. In den vergangenen Monaten erstellte die Bereuter Bau AG zwei Neubauten mit 22 Wohnungen, die sich nahtlos in die Lücke einfügen. Nur zwei, drei Alleebäume zwischen den Gebäuden und der stark befahrenen Strasse mussten weichen, um den Zugang zum Bauplatz zu ermöglichen. Um weitere Fällungen zu vermeiden, wurden die Büro- und Mannschaftscontainer sowie der Abladeplatz hinter der Häuserzeile zum Fussballplatz Flüeli hin positioniert. Die Stadt vermietete hierfür die Fläche eines alten Kinderspielplatzes, der später erneuert wird. Im Ergebnis waren schliesslich alle Beteiligten glücklich. «Die Stadt konnte möglichst viele Bäume erhalten. Und wir konnten ein komfortables Platzangebot nutzen, wie es auf städtischen Baustellen nur äusserst selten vorkommt», sagt Micha Lattmann, Bauführer der Bereuter Bau AG. Für ihn markiert das Winterthurer Projekt einen besonderen Übergang: In den ersten zwei Monaten der Hochbau- Phase stand er noch als Polier auf dem Platz – bevor er den Karriereschritt zum Bauführer machte.



Bei einem Baustellenbesuch Ende Juni bespricht Lattmann mit Polier Bogdan Caprea den Stand der Arbeiten und die bevorstehende Schlussphase der Rohbauarbeiten. Die beiden Gebäude mit einem durchlaufenden Untergeschoss für Parking, Keller und Technik sowie je drei Wohngeschossen sind in den Grundzügen fertiggestellt. Die Arbeiten konzentrieren sich zu diesem Zeitpunkt auf zwei Bereiche: auf die Einfahrt zur Tiefgarage, die teils in Sichtbeton erstellt wird; und auf das Schalen der Dachauskragung des östlichen Gebäudes. Das westliche Gebäude lag im Baufortschritt stets um ein halbes Geschoss voraus: «Mit der leichten zeitlichen Versetzung können wir die Leute sowie das Schalungsmaterial optimal auslasten und einen guten Baufortschritt erzielen», erklärt Caprea. Ist beim einen Haus die Wandschalung im Einsatz, wird beim anderen Haus die Deckenschalung aufgebaut – und umgekehrt. Nach diesem Muster gab das Bau-Team um Lattmann und Caprea Vollgas. Mit Erfolg: «Nach rund sieben Monaten Bauzeit werden wir den Rohbau Ende Juli termingerecht fertigstellen», sagt Lattmann.


Kran mittendrin

Die beiden Wohngebäude erfüllen den Minergie-P-Standard, sind im Rohbau aber konventionell in Beton und Mauerwerk materialisiert. Nach Spezialitäten gefragt, deutet Caprea auf die grosszügigen Balkone auf der strassenabgewandten Seite. Aussergewöhnlich sei, dass die Balkonbodenplatten jeweils auf kleinen Auflagern von vier aussenliegenden Stahlträgern abstützten. «Es war äusserst präzise Schalungs- und Betonierarbeit gefragt, damit die vorgefertigten Stahlstützen und die Balkonbodenplatten schliesslich plangemäss aufeinanderpassten», sagt er. Eine weitere Auffälligkeit ist der Baukran, der zwischen den beiden Neubauten im gemeinsamen Untergeschoss steht. «So positioniert, deckt er die gesamte Baustelle optimal ab, ohne zusätzlichen Platz ausserhalb der Gebäudegrundflächen zu belegen », erklärt Bauführer Lattmann. Die Kranpositionierung habe ein paar gute Ideen beim Schalen und Betonieren der Untergeschossdecke erfordert und mache Zusatzaufwand nötig, um die Deckenöffnung später noch zu schliessen, ergänzt Caprea. Als grösste Herausforderung bezeichnet Bauführer Lattmann jedoch den Zeitplan, der von Anfang an sportlich orientiert gewesen sei. Verzögerungen vor dem Rückbau – weil man brütende Vögel in den umliegenden Bäumen nicht stören durfte – und Verzögerungen bei den Grubenarbeiten – weil belastetes Material ausgebaut werden musste – machten das Programm für die Hochbauer nicht entspannter. «Umso mehr: ein grosses Lob an Bogdan und sein Team, dass nun eine Punktlandung gelingt», sagt Lattmann.