12.09.2023

Mit Baur-Power zum Neubau

In Uster führt die Baur & Cie AG für einmal keinen Umbau und auch keine Renovation aus. Stattdessen bietet ein Wohnneubau an komplexer Lage die Gelegenheit, die vielseitigen Fähigkeiten zu beweisen.

 

«Wie viel hast du noch?», ruft Luigi Lanotte dem Fahrer über die Baustelle zu, der den Magerbeton angeliefert hat. «Zweieinhalb Kübel!», antwortet dieser. Luigi ist zufrieden und streckt seinen Daumen in die Höhe. «Das reicht für heute!» Der Kranführer der Baur & Cie AG ist dabei, die Kanalisationsgräben unter dem künftigen Mehrfamilienhaus zuzuschütten. Seine Kollegen verlegen die Perimeterdämmung unter der späteren Bodenplatte. Noch am gleichen Nachmittag stösst eine Gruppe von Eisenlegern zum Baur-Team dazu. In verblüffendem Tempo entstehen in den Fundamentvertiefungen Bewehrungskäfige, über denen später die nötigen Betonstützen platziert werden. «Jetzt dauert es nicht mehr lange, bis wir uns an die Bodenplatte und schliesslich an die unteren Geschosse des Neubaus machen können», sagt Polier Sandro Forster. «Neubau» ist kein Versprecher und kein Verschreiber. An der Lambergstrasse in Uster bauen die Umbau- und Renovationsprofis der Bereuter-Gruppe tatsächlich einen Wohnneubau. Es ist eine weitere Gelegenheit, um die vielfältigen Baur-Kompetenzen zu beweisen. «Hier können wir zeigen, dass wir den Rohbau beherrschen – sei es nun im denkmalgeschützten Altbau oder aus der frischen Baugrube heraus, erklärt Adrian Imper, Bauführer der Baur & Cie AG.



Beton, Holz und Eis


Aus der Baugrube, die von den Kollegen der Bereuter Baugrubentechnik AG erstellt wurde, wächst an der sonnigen Hanglage ein viergeschossiges Dreifamilienhaus im Minergie-P-Standard heraus. Der Massivbau-Anteil beschränkt sich auf den unteren Hausbereich. Das zweite Untergeschoss mit Garage, Technik- und Kellerräumen sowie die hangseitigen Wände des ersten Untergeschosses werden betoniert. Soweit abgeschlossen, übernehmen Holzbauer das Zepter auf der Baustelle und erstellen die oberen Geschosse in Elementbauweise. Bei einem Baustellenbesuch im Juni ist eine gebäudetechnische Spezialität des Gebäudes noch andeutungsweise sichtbar: ein Eisspeicher unter der Bodenplatte. Über die in der Schweiz noch wenig verbreitete Kombination von Eisspeicher und Wärmepumpe wird das Gebäude mit einem markant reduzierten Energiebedarf im Sommer gekühlt und im Winter beheizt.



Knapper Platz und stumpfe Winkel

Für das Bau-Team der Baur & Cie stehen aber andere Herausforderungen im Vordergrund. Danach gefragt, nennt Bauführer Imper den Kran. «Da wir praktisch im hintersten Eck des Grundrisses knapp vier Tonnen schwere vorgefertigte Treppenelemente versetzen müssen, entschieden wir uns für den Einsatz eines Obendreher-Krans», erklärt er. Ihn auf dem Grundstück zu platzieren, erwies sich jedoch als Knacknuss mit nur einer – haarscharf – praktikablen Lösung. Im Verlaufe des Baufortschritts wird die Balkonbrüstung der untersten Wohnung bis auf einen halben Meter an den Zentralballast des Krans heranreichen. Auch abseits des Krans sei der Platz knapp, betont der Bauführer. Da kaum Lagerflächen für Material vorhanden seien, müsse Polier Forster die Materiallieferungen weitgehend just in time koordinieren. Schalungstechnisch wird das Team von mehreren stumpfen Winkeln sowie versetzten Deckenhöhen gefordert. Auch das Abdichtungsprinzip der Weissen Wanne, das mit einer ergänzenden Dichtungsfolie ausgeführt wird, sorgt für zusätzlichen Koordinationsaufwand. Bauführer Imper aber mag Finessen: «Es sind just solche variierenden Anforderungen, die das Bauen immer wieder spannend machen », sagt er. Die Gruppe um Polier Forster führt den Ustemer Rohbau innert weniger Monate bis Ende August aus. Nach Fertigstellung wird es im Zuge der Umgebungsarbeiten noch ein paar Mauern sowie zwei Aussentreppen zu versetzen geben. Dann wird der Neubau-Einsatz der Umbau- Spezialisten abgeschlossen sein.