12.09.2023

Hier lagern Materialien, Erfahrungen und Ideen

Das Werkhof-Team der Bereuter-Gruppe versorgt die Baustellen mit allem, was sie zum Funktionieren brauchen: Maschinen, Material, Transportleistungen und insbesondere: viel Übersicht. Ein Besuch.

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Donnerstagmorgen, kurz vor 06.30 Uhr. Die Sommersonne fällt flach auf das Areal der Bereuter-Gruppe in Volketswil. Im Werkhof-Büro hat Leiter Martin Truninger bereits eine erste Rush-Hour hinter sich. «Kurz nach 6 Uhr ist es hier zugegangen wie in einem Ameisenhaufen », erzählt er. Bauleute der Bereuter-Firmen holten dringend benötigtes Material ab. Martin selbst bezieht seinen Posten um 6 Uhr. Jetzt, da der erste morgendliche Schub durch ist, lässt sich Martin einen Kaffee aus der Maschine plätschern. Aus dem Radio trällert Musik – und immer wieder streckt jemand den Kopf ins Büro und schildert ein Bedürfnis. Adrian Imper beispielsweise, Bauführer der Baur & Cie AG. Er braucht eine Lösung, um auf einer kranlosen Baustelle Stahlträger auf eine Höhe von 3,4 Meter heben zu können. Martin studiert kurz und meint dann: «Wir haben einen Kragarmlift. Wenn mich nicht alles täuscht, müsste er sogar auf Platz sein.» Wenige Minuten später stehen die beiden Männer vor dem Lift und freuen sich über die Lösung. «Die Leute kommen nicht nur mit Materialbestellungen, sondern oft auch mit Problemschilderungen zu uns», sagt der Werkhof-Leiter. «In solchen Situationen können wir häufig gute Vorschläge machen, weil wir genau wissen, welche Hilfsmittel verfügbar sind». Im Werkhof lagern also nicht nur Materialien, sondern auch Erfahrung und gute Ideen.  



Zusätzliche Hände und Räder

Unter Martins Führung versorgt das Werkhof-Team die Bereuter Baustellen mit allem, was sie zum effizienten Arbeiten benötigen. Dafür steht ein breites Sortiment von Maschinen, Betriebs- sowie Verbrauchsmaterial zur Verfügung. Um das Material an den Einsatzort zu transportieren, verfügt das Werkhof- Team über zwei Kranlastwagen sowie einen Lieferwagen. Sind Werkhof- Fahrzeuge und -Mitarbeitende nicht komplett mit eigenen Aufgaben ausgelastet, können sie flexibel dort in der Bereuter-Gruppe aushelfen, wo zusätzliche Hände oder Räder gebraucht werden. «Um vielfältig einsetzbar zu sein, verfügen wir beispielsweise alle über eine Kranführer- Ausbildung», sagt Martin. Auch LKW-Fahrten im Dienste der Bereuter AG für externe Kunden seien gängig. Seit zwei Jahren ist Reto Dietschi als stv. Leiter Werkhof an Bord. An jenem frühen Morgen marschiert er kopfschüttelnd ins Büro. Ein Kranführer der Bereuter Bau AG wurde nahe des Werkhofs von einem Auto angefahren, als er mit dem Velo unterwegs zu seiner Baustelle war. «Am Strassenrand angefahren und bis in die Strassenmitte geflogen.

Aber offenbar ist es glimpflich ausgegangen », berichtet Reto. Als Mitglied des Betriebssanitäter-Teams fuhr Reto kurz an die Unfallstelle, als er vom Vorfall erfuhr. «Ich wollte mir ein Bild machen und dafür sorgen, dass die Formalitäten korrekt erledigt werden», schildert er. Kaum zurück im Büro, nimmt er das Telefon in die Hand, ruft den verunfallten Kollegen an und spricht ihm nochmals ins Gewissen: «Geh zum Arzt und lass dich untersuchen, hörst du!» Bevor er Reto an seiner Seite hatte, dirigierte Martin den Werkhof ohne Stellvertreter. «Die Verstärkung ermöglicht es, dass wir viel flexibler auf kurzfristige Anforderungen reagieren können», sagt Martin. Reto pflichtet bei: «Wir planen unsere Abläufe penibel. Je nachdem reicht aber ein einziger Anruf, um alles wieder auf den Kopf zu stellen.» In solche Situationen sei es wertvoll, wenn man füreinander einspringen könne, sagt er.

Werkhof wird digitaler

Die wichtige Rolle, die der Werkhof für den Baubetrieb der Bereuter-Gruppe spielt, wird an jenem Morgen in der Bauführersitzung der Bereuter Bau AG deutlich, zu der Geschäftsführer Marcel Tanner seine Leute zusammentrommelt. Martin sitzt mittendrin. Das erste Traktandum der Sitzung: Inventar. Die anwesenden Bauführer schildern einer nach dem anderen, auf welchen Baustellen Maschinen und Betriebsmaterial frei werden oder zusätzlich benötigt werden: «Den kleinen Bagger brauche ich noch bis Dienstag, dann kann er weg.» «Ab Anfang nächste Woche brauche ich in Uster 350 m2 zusätzliche Wandschalung ». «In Wetzikon brauchen wir dringend einen WC-Container.» Martin gleicht diese Bedürfnisse in Echtzeit mit seinen Unterlagen ab und gibt ebenso in Echtzeit Bescheid, was problemlos geht und wo noch Abklärungen nötig sind. Wie behält man bei 30 und mehr gleichzeitig laufenden Baustellen im Blick, welche Maschinen und Materialien wo und bis wann im Einsatz stehen? Das ist die grosse Werkhof- Herausforderung. Und gleichzeitig ist es jener Bereich, in der die Digitalisierung in den kommenden Jahren vieles verändern wird. Martin und Reto erstellen die Basis für spätere Entwicklungsschritte. In den vergangenen Monaten haben sie die digitale Inventarisierung des Werkhof- Materials vervollständigt. In der noch manuell geführten Liste ist tagesaktuell ersichtlich, welches Material sich an welchem Ort befindet. Das ist heute die Übergangslösung. Im Gespräch ist die Einführung eines ganzheitlichen Werkhof-Systems, auf das nicht nur die Werkhof-Chefs Zugriff haben, sondern auch die Bauführer und Poliere. Die hinterlegte Liste sollte dann von allen gemeinsam aktuell gehalten werden. «Davon sind wir aber noch ein, zwei Schritte entfernt», sagt Martin.



Werkhof on the road

Mittlerweile ist Werkhof-Chauffeur Sämi Bisceglia auf dem Platz vorgefahren. Die Ladefläche des neuen Scania R500-Kranlastwagens, den er seit Anfang Jahr bewegt, ist mit Holzmaterial von einer Baustelle beladen: Kanthölzer, Bretter, verschraubte Schalungselemente. Mit Martin bespricht er, was wo abgeladen werden soll. «An meinem Job mag ich, dass er so abwechslungsreich ist und man nie genau weiss, was als nächstes kommt», sagt er. Hat der Profi-Fahrer ein Geheimrezept, wie man sich im oft nervigen Strassenverkehr die gute Laune nicht verderben lässt? «Ich nehme es einfach easy und gehe gelassen mit Situationen um, die ich eh nicht ändern kann.

So komme ich recht gut durch den Alltag», verrät er. Während Sämi den Ablad seines Lastwagens an die Hand nimmt, ist Joao Reis abfahrbereit. Er fährt den kleineren der beiden Kranlastwagen der Werkhof-Truppe. An diesem Vormittag führt er eine Auftragsfahrt für eine Drittunternehmung aus und platziert im Anschluss einen kleinen Betonschacht für eine Netzbaufirma. Joao fuhr für die Bereuter AG, bevor er ins Werkhof-Team wechselte. «Hier fahre ich zwar auch den grössten Teil meiner Arbeitszeit. Mit dem LKW-Kran und weiteren Werkhof-Arbeiten kommen aber Tätigkeiten hinzu, die den Alltag abwechslungsreicher machen», sagt er. Wie herausfordernd das sein kann, zeigt sich in der schmalen Baustellenzufahrt, wo Joao ein Palett mit Wandbelägen für die Nasszellen abladen soll. Er braucht mehrere Ideen und Anläufe, bis er mit Kanthölzern eine Stütze des LKW so unterlegt hat, dass der Kran einsatzbereit ist.

Nach dem Abladen und vor dem Wegfahren nimmt Joao einen grossen Schluck aus seiner Wasserflasche: «Oft täuscht der Eindruck. Manchmal bedeutet es einen grossen Aufwand, um eine vergleichsweise kleine Ladung abzuliefern», sagt er und lacht. Martin sagt: «Eigentlich ist es simpel: Wir beliefern die Bereuter-Baustellen und situativ auch Drittkunden mit allem, was sie brauchen, um vorwärtszukommen. Tricky ist nur, dass wir dabei den Zeitplan sowie verschiedenste Sonderwünsche einhalten müssen», erklärt er. «Das laufend unter einen Hut zu bringen, ist aufwendig und zehrt auch mal an den Nerven», sagt Martin. Aber es sei das, was den Job spannend mache.