14.12.2022
AUF ZEITREISE IM «VALLEY»
In der ehemaligen Maggi- und Givaudan-Produktion in Kemptthal wird ein weiteres historisches Industriegebäude umgebaut. Die Baur & Cie AG führt die Rohbau-Arbeiten aus.
Im «Valley» in Kemptthal geht man auf Zeitreise. Die Backsteingebäude aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert erinnern lebhaft an frühere industrielle Glanzzeiten, in denen die «Maggi»-Würze von hier aus die Welt eroberte. Zahlreich eingemietetes modernes Gewerbe beweist, dass die Bauten von vorgestern auch morgen funktionieren, wenn sie kompetent an die neuen Anforderungen angepasst werden. Genau das passiert derzeit in einem zentral gelegenen «Valley »-Gebäude aus dem Jahr 1913. Seit dem Sommer leistet die Baur & Cie AG hier die Rohbau-Arbeiten des Umbaus. Bauführer Massimo Evangelisti und Polier Domingos Freitas Duarte führen durch die faszinierende Baustelle. «Die Hauptarbeiten werden wir bis Ende Jahr abgeschlossen haben», sagt Evangelisti.
Wanne, Wände und Schächte
Im Untergeschoss sind zwei Männer dabei, die Abschlüsse von aufwendig geschalten Wandabschnitten zu betonieren. In der Planungsphase hat man festgestellt, dass Grundwasser in das Fundament einsickert und dort Schäden verursacht. «Der Grundwasserspiegel liegt 3,7 Meter über der Bodenplatte», erklärt Polier Freitas Duarte. Angesichts dessen könne eindringendes Wasser unmöglich ignoriert werden. Als Gegenmassnahme werden die Bodenplatte und die UG-Wände mit einer Folie abgedichtet und Stück für Stück überbetoniert. Im Anschluss baut das Baur-Team im UG einen neuen Trafo- und Technikraum, aus dem das Gebäude elektrisch neu erschlossen wird. Vom UG bis hoch ins 3. OG wurden neue Betonwände und Wandabschnitte zur Erdbebenertüchtigung erstellt. Mit Höhen von 2,2 bis 7,5 Metern und gewölbten Kappendecken, die individuell angepasste Schalungsergänzungen nötig machten, war das Umbau-Team stark gefordert.
Erfahrung und Kreativität
Ein weiterer Schwerpunkt stellt die Anpassung der bestehenden zwei Liftschächte dar. «Mit Deckenergänzungen sowie neuen Wänden und Zugängen bereiten wir die Schächte auf die neuen Liftanlagen vor», sagt Evangelisti. Die Verbindung von alter und neuer Substanz verlangt dabei nach Erfahrung und Kreativität. Um einen der Liftschächte zu erweitern, musste beispielsweise ein durchlaufener Stahlträger abgeschnitten werden. Um ihn neu abzustützen, wird eine gut sechs Meter hohe vorgefertigte Betonstütze in die Seitenwand des Schachts eingebaut. «Die Frage, wie wir eine so grosse und schwere Stütze im Gebäudeinneren bewegen und richtig positionieren sollen, beschäftigt mich schon seit Wochen», sagt Freitas Duarte. «Klar ist: Wir finden eine Lösung!» Auf dem Flachdach hat sein Team als weitere Hauptarbeit eine Stahlkonstruktion erstellt, auf der später Komponenten der neuen Gebäudetechnik platziert werden. Mittig auf dem Dach wurden dafür Auflager betoniert, seitlich wurden aus der umlaufenden Betonbrüstung Öffnungen ausgebrochen, um die Träger sauber abzustützen. Verschiedene weitere Arbeiten runden das Bauprogramm der Baur-Mannschaft ab: Zahlreiche Deckendurchbrüche sind zu verschliessen, über Jahrzehnte erodierte Stützen zu reprofilieren, für die neue Raumaufteilung sind Mauern hochzuziehen und schliesslich ist vor dem Gebäude eine neue Logistik-Rampe zu erstellen. Die Arbeiten erfolgen in einem Altbau, der auf Schritt und Tritt Überraschungen bereithält. «Das Gebäude ist über 100 Jahre alt und hat verschiedenste Anpassungen erfahren, die von Auge oder aus Plänen nicht ersichtlich sind. Das hat zur Folge, dass wir jegliche Masse, die wir von den Planunterlagen übernehmen, darauf überprüfen müssen, ob sie mit den Gegebenheiten vor Ort übereinstimmen», erklärt der Polier. Oftmals sei das nicht der Fall. Dann müssen Architekt, Ingenieur und Umbauteam die Situation gemeinsam begutachten und ein angepasstes Vorgehen entwickeln. «Die Zusammenarbeit ist in diesem Projekt intensiv und funktioniert optimal », betont Bauführer Evangelisti.