11.12.2024

Bauen im Hinterhof

Die Baur & Cie AG realisiert an engster Lage in Zürich-Wiedikon einen aussergewöhnlichen Ersatzneubau. Die Umbau-Erfahrung hilft dem Team, um auf der engen Baustelle Gas zu geben.


Wer diesen Herbst in die Schrennengasse im Zürcher Stadtquartier Wiedikon einbiegt, entdeckt auf Höhe der Hausnummer 17 zwei Container der Bereuter-Gruppe am Strassenrand. Die dazugehörige Baustelle ist hörbar, aber nicht sofort sichtbar. Erst beim Vorbeigehen wird klar: Die Arbeiten finden im Hinterhof statt. Im schmalen Durchgang zwischen den Wohnhäusern steht ein Teleskoplader der Bereuter-Gruppe. Werkhof- Maschinist Giuseppe Caronia hievt damit Schalungselemente millimetergenau an ihren Bestimmungsort. An einer ausgefahrenen Sicherheitsstütze lehnt Dennis Ampelas, Bauführer der Baur & Cie AG. Die beiden besprechen die laufenden Arbeiten und machen Spässe. Der Hinterhof ist links und rechts von Nachbarsbauten und -Gärten eingefasst. Und nur wenige Meter hinter dem Wohnhaus erhebt sich eine hohe Stützmauer, über der das Areal der Kantonsschule Wiedikon liegt. In diese beengte Situation hinein baut ein kleines Team der Baur & Cie AG einen kompakten Ersatzneubau. 



Aus Kulturraum wird Wohnraum 

Bis diesen Sommer stand ein zweigeschossiges Hinterhofgebäude an der Stützmauer. Ähnliche stehen auf praktisch allen Grundstücken in dieser Strasse. Vor über 100 Jahren erstellt, wurde es ursprünglich von einem Handwerksbetrieb als Werkstatt genutzt, später diente es kulturellen Zwecken. Diesen Sommer zwängte sich ein Bagger der Bereuter Baugrubentechnik AG (BGT) in den Hinterhof, baute das Gebäude zurück und hob die Baugrube aus. Das zweiköpfige Baur-Team mit Polier Luis Lameira und Schaler Yonelis Ramirez kam Anfang September auf den Platz und wird seither punktuell von Giuseppe mit dem Herkules unterstützt. Beim Baustellen-Besuch Ende Oktober ist das Kellergeschoss mit drei Lichtschachtfenstern fertig betoniert. Das Team ist dabei, die Schalung für die erste EG-Aussenwand zu erstellen. Über dem vollständig betonierten Keller wird der Ersatzneubau als Beton-Holz-Hybridbau ausgeführt. Im Erd- und Obergeschoss werden jeweils drei Aussenwände in Beton gefertigt. Die Decken im Erd- und Obergeschoss werden in Holz ausgeführt und schliesslich dünn überbetoniert. Die Gebäudefront bildet eine Holz-Glas-Fassade. Vorgelagerte Stützbalken gehen im Erdgeschoss in vorfabrizierten Sichtbetonstützen über, die auf der verlängerten Bodenplatte fundiert werden. 

«Die grösste Herausforderung bei diesem Projekt ist eindeutig der knappe Platz», erklärt Bauführer Ampelas. Mangels Lagerfläche müssen Baumaterial sowie teils auch Geräte und Maschinen «just in time» angeliefert werden, wenn sie benötigt werden. Dies erfordere eine weitsichtige Planung und eine gute Kommunikation. «Die Abstützböcke, die jetzt zwischen den Wohngebäuden liegen, sind ein Beispiel dafür», ergänzt Polier Lameira. Aus Platzgründen seien diese schon zwei Male auf die Baustelle und wieder zurück in den Werkhof transportiert worden. Die Böcke braucht es, weil die Aussenwände des kleinen Ersatzneubaus zu Stützmauer und Nachbargebäude hin einhäuptig geschalt werden. Die Wand des benachbarten Hinterhofgebäudes ist nicht stabil genug, um den Druckbelastungen durch das Betonieren der neuen Wand entgegenzuhalten. Dies erfordert zusätzliche Arbeitsschritte. Die seitliche Aussenwand muss zudem in schmalen Streifen von 50 Zentimetern Breite betoniert werden. «Solche Spezialanforderungen machen das vergleichsweise kleine Bauprojekt aufwendig und fordernd», so Ampelas. Dennoch zweifeln Bauführer und Polier nicht daran, dass sie die Arbeit bis Mitte Januar fertigstellen können. Als Umbau-Profis sind sie es gewohnt, flexibel mit herausfordernden Gegebenheiten umzugehen und selbst in beengten Situationen Höchstleistungen zu erbringen.