07.03.2022


EINMAL IM KREIS

Die Bereuter-Gruppe hat die Ressourcen- und Umweltschonung fest in ihrem Leitbild verankert. Eine Reise entlang des Aufbereitungsprozesses von Mischabbruch zeigt beispielhaft, wie das Unternehmen umsetzt, was es verspricht.

Seelenruhig zirkelt Markus Thalmann seinen Lastwagen rückwärts in die schmale Baustellenzufahrt am Schützenweg in Volketswil. Der Chauffeur der Bereuter AG hat Magerbeton geladen – und kippt ihn dem Baggerführer präzise dort «vor die Füsse», wo er ihn haben will. Zwei Männer der Bereuter Baugrubentechnik AG machen hier den Aushub für einen Mehrfamilienhaus-Neubau der Bereuter Totalunternehmung AG. Den angelieferten Magerbeton verwenden sie für die dünne Sauberkeitsschicht, mit der sie die Baugrubensohle bedecken.

Eingesetzt wird dafür so genannter «RC-M-Magerbeton». Es handelt sich dabei um ein Recyclingprodukt, bei dessen Produktion in der Bereuter-eigenen Betonanlage Mischgranulat als Zuschlagstoff verwendet wird – also gebrochener sauberer Mischabbruch. Für die BGT ist das Recycling-Produkt kein Kompromiss, sondern erste Wahl. «Um den Bedarf auf unseren Baustellen zu decken, bestellen wir zu 98 Prozent RC-Magerbeton. Und dies praktisch vollständig aus eigener Produktion», sagt Reto Müller, Geschäftsführer der Bereuter Baugrubentechnik AG. Auch bei Kiesgemisch, Betongranulat, Sickerkies und Asphaltgranulat bestelle man regelmässig Recycling-Material.

Fünf Stunden früher an jenem Januarmorgen: Konzentriert fährt Chauffeur Markus seinen Lastwagen rückwärts auf einen Bauplatz in Effretikon. Eine BGT-Gruppe ist auf dieser Baustelle dabei, die bestehende Liegenschaft rückzubauen. Kaum in Reichweite des Baggers, rumpelt ein erster Löffel voller Rückbaumaterial auf Markus’ Ladefläche: Ein Durcheinander aus Betonstücken, Backsteinen, Kalksandsteinen – wortwörtlich Mischabbruch, ein Gemenge, das sich auf dem Bauplatz nicht effizient sortieren lässt.

«Verantwortlich dafür, dass das Abfuhrmaterial möglichst sortenrein und ohne grosse Verunreinigungen für den Abtransport bereitsteht, ist die auftraggebende Unternehmung», erklärt Jens Neidhart, Geschäftsführer der Bereuter AG. Das klappe nicht in jenem Fall optimal. Immer wieder komme es vor, dass Ware falsch deklariert werde. Aus diesem Grund führen sein Waagmeister sowie das Platzpersonal bei Anlieferung zusätzliche visuelle Kontrollen durch. «Fällt ihnen unsaubere oder falsch deklarierte Ware auf, kontaktieren wir umgehend die entsprechende Baustelle und versuchen, die zuständigen Leute zu sensibilisieren», sagt Neidhart.

Mit Mischabbruch beladen holpert Markus über die Holzpiste vom Bauplatz und macht sich auf den Weg zurück nach Hegnau. An der Areal-Zufahrt angekommen, fährt er mit seiner Fuhre auf die Waage vor der Disposition. Sekunden später gibt die Barriere den Weg frei. Über 12'000 Tonnen Mischabbruch ist im vergangenen Jahr auf diesem Weg zur Bereuter AG geliefert worden. Tendenz steigend: «Als ich vor sieben Jahren hier angefangen habe, lagen wir bei einer Jahresmenge von 8000 Tonnen», so Geschäftsführer Neidhart. Nebst Mischabbruch nimmt die Firma auch Betonabbruch, Strassenabbruch, Dachziegel und Ausbauasphalt an – und rezykliert es grösstenteils vor Ort. Anders bei Bausperrgut, Altmetall oder Altholz: Dieses nehme man zwar an, gebe es aber zur Weiterverarbeitung an Dritte weiter.

Unmittelbar beim Lagerplatz, wo Markus seine Ladung Mischabbruch kippt, betreibt ein Partnerunternehmen im Auftrag der Bereuter AG eine Aufbereitungsanlage. Der monströse Brecher wird je nach Bedarf mit Rückbaumaterial gefüttert und verarbeitet dieses zu Granulaten. Beim Mischabbruch spuckt das Biest ein Granulat mit Körnungen zwischen 0 und 22 Millimetern aus.

Bei grösseren Rückbau-Vorhaben komme es vor, dass ein Brecher den Abbruch direkt auf dem Bauplatz verarbeite. «In solchen Fällen produzieren wir vor Ort RC-Betongranulat, das wir auf der Baustelle für Pisten oder Plätze verwenden können», erklärt BGT-Geschäftsführer Müller. Das überschüssige Material vermarktet die Bereuter AG jeweils in der Region – direkt ab Platz.

Die Bereuter AG nimmt seit Jahren Rückbaumaterial entgegen und bereitet dieses auf. Aus eigener Hand Beton produzieren und so das aufbereitete Material in einen neuen Nutzungszyklus schicken, kann die Firma aber erst, seit sie Mitte des letzten Jahres eine eigene Betonanlage in Betrieb genommen hat. «Die Betonanlage ist für uns der Schlüssel, um die Materialkreisläufe noch effizienter zu schliessen und zugleich Wertschöpfung im Unternehmen zu halten, die wir bisher an Drittfirmen weitergaben», sagt Neidhart.

Auch die Anlage selbst wird möglichst nachhaltig betrieben: «Wir speisen sie teils mit Solarstrom aus der eigenen Photovoltaikanlage. In der Produktion kommt zudem der aktuell ressourcen-schonendste und CO2-sparsamste Zement der Schweiz zur Anwendung», erklärt der Geschäftsführer. Gemischt werden die Zutaten zu rund 50 Prozent mit Brauchwasser, das bei der regelmässigen Reinigung der Mischeranlage anfalle.

Die Betonanlage steht am Eingang des Werkhof-Areals, wo die Kundenfahrten schonend abgewickelt werden können. Sporadisch fährt ein grosser Pneulader vor und versorgt die Anlage mit neuem Material vom Lagerplatz: mit Sand, verschiedenen Kiesen, Beton- oder eben Mischgranulat. Rund 3500 Tonnen Mischgranulat hat die Bereuter AG im ersten halben Betriebsjahr der eigenen Betonanlage verarbeitet. Insgesamt wurde in diesem Zeitraum rund 5000 Kubikmeter Beton hergestellt, die Hälfte davon RC-Betone. «Im ersten vollen Betriebsjahr und dank mittlerweile guter Bekanntheit im Markt werden diese Mengen 2022 deutlich höher ausfallen», sagt Jens Neidhart.

Nach dem Zmittag positioniert Chauffeur Markus seinen Lastwagen an der Betontankstelle. Er scannt den Bestellschein, worauf die Betonanlage zum Leben erwacht. Kubikmeter für Kubikmeter mischt sie den georderten RC-Magerbeton und lässt ihn auf die Ladefläche ab.

Ein weiteres Mal schwingt sich Markus hinter das Lenkrad. Er fährt los – und biegt wenige Minuten später an der Bereuter-Baustelle am nahen Schützenweg ein, wo die BGT-Männer auf den RC-Magerbeton für den Einbau der Baugrubensohle warten. Markus liefert – und nimmt für den Heimweg gleich noch eine Ladung Aushub mit.