13.09.2024

FAHREN FÜR DIE GESELLSCHAFT

Seit vier Jahren fährt Chauffeur Mifail Gimolli im Team der Bereuter AG. Er hat Spass an seiner Arbeit und sieht darin einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft und damit zum Umweltschutz.


Montagmorgen kurz vor 6.30 Uhr. Mifail Gimolli steht mit Arbeitskollegen vor dem Dispo-Eingang der Bereuter AG. Der 42-Jährige nimmt den letzten Schluck aus dem Kaffeebecher, wünscht allen eine gute Fahrt und geht hinüber zum Waschplatz. Er öffnet das Tor und rollt wenig später mit seinem neuen Fahrzeug rückwärts aus der Garage. 

Seit gut einer Woche ist er mit dem Arocs von Mercedes-Benz mit Welaki- Aufbau unterwegs. Mittlerweile hat er sich angewöhnt und eingerichtet. Hinter den Sitzen sind Helm, Handschuhe und weitere Ausrüstungsteile ordentlich verstaut. In der Mittelkonsole liegen ein Raumduftspray und Zahnpflegekaugummi. Hinter der Frontscheibe steckt sein Namensschild. Kollegen und Freunde nennen ihn «Fili». 

Nach den ersten Einsatztagen mit dem neuen Fahrzeug ist Fili zufrieden. «Ich fürchtete, der Einstieg zur Kabine sei etwas zu hoch. Als Welaki-Chauffeur steige ich täglich unzählige Male ein und aus. Da macht es schon einen Unterschied, wenn man jedesmal ein bisschen höher steigen muss», sagt er. Es habe sich aber rasch gezeigt, dass der Zugang doch bequem und das Gesamtpaket seinem Vorgänger klar überlegen sei. «Das Fahrzeug ist sparsam und mit viel Sicherheitstechnik ausgestattet. Mein Arbeitsplatz in der Kabine ist ruhiger und übersichtlicher als zuvor. Das alles trägt dazu bei, dass ich das schwere und starke Gerät noch verantwortungsvoller durch den Verkehr lenken kann – und abends trotzdem weniger müde bin», sagt Fili. 

Fahren als berufliche Chance

Bevor er vom Werkareal fährt, stellt Fili – wie jedesmal am Monatsersten – das LSVA-Erfassungsgerät auf null. Dann geht es direkt auf die Autobahn. Die erste Fahrt des Tages geht nach Zürich-Seebach, wo auf einer Baustelle der Bereuter Bau AG eine Mulde mit Holzabfällen abzuholen ist. Auf der Autobahn stockt es und Fili kommt ins Erzählen. Als er vor 16 Jahren in die Schweiz eingewanderte und sich mit seiner Frau in Meilen niederliess, fielen ihm die Lastwagen eines regionalen Mulden- und Entsorgungsunternehmens auf. «Ich sah darin eine berufliche Chance und beschloss, die Lastwagenprüfung zu machen», erzählt er. Bis es so weit war, arbeitete er in einem Montagebetrieb für Doppel- und Hohlböden, war schweizweit unterwegs und häufig nur an den Wochenenden daheim. Als er das Lastwagen-Billett in der Tasche hatte, stellte er sich beim Unternehmen vor, das ihn inspiriert hatte, und wurde angestellt. Dem gebürtigen Kosovaren und gelernten Strassenverkehrstechniker gelang ein guter Start ins Schweizer Arbeitsleben. Dabei half ihm, dass er schon Deutsch konnte. In den 1990er-Jahren war vor dem Kosovokrieg nach Deutschland geflüchtet und lernte dort die Sprache. Nach Kriegsende kehrte er umgehend zurück. In die Schweiz kam er 2008 der Liebe wegen. Seine heutige Frau, auch sie in Kosovo geboren, lebte bereits hier. 

Verlässlich und sicher

Fili hat sein Fahrzeug mittlerweile durch den dichten Morgenverkehr zum Bauplatz in Seebach manövriert. Dort angekommen, versperrt ein Blachenwagen die Baustellenzufahrt und wird entladen. «Das könnte länger dauern», sagt Fili und meldet das umgehend der Dispo, wo die drohende Verzögerung wenig Freude auslöst. «Ich lasse mich von solchen Situationen nicht aus der Ruhe bringen. Es bringt nichts, sich über Dinge aufzuregen, die man nicht ändern kann», sagt Fili. Seien es Staus, drängelnde Autos oder ungeduldige Kunden: Seine Hauptaufgabe sei es, die geplanten Fahrten verlässlich und vor allem sicher auszuführen. Das gelinge am besten, wenn er gelassen unterwegs sei. 

Nach zwölf Jahren im gleichen Betrieb hatte Fili Lust auf einen Tapetenwechsel. In Kontakt mit der Bereuter AG kam er durch einen Disponenten und mehrere Chauffeure, die er bereits kannte. Sie alle hätten sehr gut über das Unternehmen gesprochen. Als er sich im Herbst 2020 vorstellte, wurde er vom Fleck weg engagiert. «Einen wie dich können wir immer brauchen», habe es geheissen. 


Im Dienst der Gesellschaft

Eine spezielle berufliche Leidenschaft von Fili ist der Winterdienst, den die Bereuter AG im Auftrag des Kantons Zürich mit mehreren Lastwagen ausführt. «Ich hatte schon bei meinem früheren Arbeitgeber über zehn Jahre Winterdienst geleistet. Ich hatte stehts Spass daran, deshalb führe ich die Arbeit bei der Bereuter AG gerne weiter», erzählt er. Für ihn und die weiteren Chauffeure des Winterdienst-Teams bedeutet das in der Winterzeit im Wechsel jeweils eine Woche auf Pikett – und je nach Witterung Salz- oder Schneeräumungseinsätze selbst Mitten in der Nacht. «Für mich ist es immer ein bisschen ein Abenteuer, mit Drehlicht, Salzstreuer und allenfalls Pflug unterwegs zu sein. Und wenn am Morgen der Verkehr anzieht, habe ich stets das Gefühl, die Leute seien dankbar für die Arbeit, die wir leisten», sagt Fili. 

Ohnehin ist Fahren für Fili mehr als Fahren. Chauffeur zu sein, ist für ihn nicht einfach ein Job, sondern auch einen Beitrag, den er für eine gute Zukunft seiner Kinder leistet. «Indem ich als Chauffeur mithelfe, dass Bauabfälle an den richtigen Ort kommen und rezykliert werden können, trage ich dazu bei, dass meine Kinder und späteren Grosskinder eine lebenswerte Umwelt antreffen», sagt er. Fahren als Dienst an der Gesellschaft also, sei es im Winterdienst oder als Teil der Kreislaufwirtschaft. 

Ob er für den Rest seiner beruflichen Laufbahn Lastwagen fahren wird, kann Fili nicht sagen. Über 20 Jahre seien zu lang, um klar zu planen. Sicher sei, dass er keine anderen Pläne habe. «Und ebenso sicher ist, dass es sehr schwer ist, vom LKW-Virus loszukommen, wenn man einmal angesteckt ist.»