14.12.2022


«LEBENDIGE» GEOLOGIE IN EFFRETIKON

Direkt beim Bahnhof Effretikon erstellte die Bereuter Baugrubentechnik die Grube für einen grossen Wohn- und Gewerbeneubau. Schwieriger Boden und Grundwasser machten den Auftrag zur Herausforderung.

Da, wo im Sommer 2024 an der Brandrietstrasse in Effretikon dutzende Wohnungen bezugsbereit sein sollen, klafft heute ein eindrückliches Loch. Rund 50 Meter lang und fast ebenso breit ist die Baugrube in unmittelbarer Nachbarschaft zum Bahnhof. Unten in der Grube, gut acht Meter tief unter Erdniveau, sind Männer der Bereuter Baugrubentechnik AG (BGT) dabei, drei Pumpenschächte zu platzieren. Polier Manuel Carvalho nimmt das GPS-Gerät, ermittelt die Positionen mehrerer Referenzpunkte an den Pumpen und vergleicht diese mit dem Bauplan. Daumen hoch, es passt! Die Arbeiten der BGT gehen dem Ende entgegen. «Gegen Mitte November werden wir unseren Auftrag vollständig ausgeführt haben», sagt BGT-Bauführer und Kalkulator Markus Vanoni. Dieser Auftrag, den die BGT für das Konsortium Einfache Gesellschaft Effretikon 2 ausführt, umfasst den Rückbau von vier Mehrfamilienhäusern, die Entsorgung von Altlasten, die Sicherung der Baugrube, das Grundwasserhandling sowie den Aushub. «Wir starteten im Herbst 2021 mit den Rückbauten. Es folgte ein Teilaushub, nach dem wir die nötigen Ortsbetonpfähle erstellten. Danach ging es im Tandem von Baugrubensicherung und Aushub (19’650 m3) Stück für Stück in die Tiefe», schildert Vanoni. Für die Abwicklung des Auftrags spannte die BGT mit einem Partner zusammen. Mit der Grube schafften die Tiefbauer der Bereuter-Gruppe die Grundlage für eine Wohn- und Gewerbeüberbauung mit 48 Eigentumswohnungen sowie einer Tiefgarage. Das Raumprogramm ist aufgeteilt in fünf Wohnhäuser, die sich U-förmig aneinanderreihen und so einen Innenhof bilden. Dass es in den kommenden Monaten aus der tiefen Grube wieder in die Höhe geht, darauf weist in diesem Herbst aber erst der gestellte Hochbaukran hin.

Lebhafte Geologie 
Die Baugrube ist in allen Abschnitten mit Rühlwänden gesichert. Insgesamt umzingeln 220 Meter Rühlwand die Grube, 129 Rühlwandträger wurden dafür in rund 12 Meter tiefe Bohrlöcher versetzt. Ausgefacht sind die Wände im unteren Grubenbereich mit Spritzbeton und gegen oben hin mit Holzbalken. Um die Konstruktion horizontal zu sichern, wurden insgesamt 196 Vorspannanker eingesetzt. Was diese Ankerdichte andeutet, bestätigt Vanoni im Gespräch: «Wir haben es hier mit einer anspruchsvollen Geologie zu tun.» Dies nicht auf alle Seiten im gleichen Mass. Insbesondere am westlichen Baugrubenabschluss – zum benachbarten Bahnhof hin – sei der Boden «lebhaft», umschreibt es der Bauführer. So lebhaft, dass es im Verlaufe des Aushubs zu mess- und sichtbaren Verschiebungen kam. Um diese zu unterbinden, wurden im neuralgischen Abschnitt zusätzliche Anker eingebaut und das Grubeneck mit Eckspriessen abgestützt. «Die weiterlaufenden Überwachungsmessungen zeigen, dass wir die Sicherheit mit den ergänzenden Massnahmen gewährleisten können», sagt Vanoni.

Bauen im Wasser 
Nebst der lebhaften Geologie stellte das Grundwasser die Grubenexperten vor Herausforderungen. Der lokale Grundwasserspiegel liegt vier Meter über der Baugrubensohle. Das heisst: Ohne Massnahme wäre ein Grossteil der Grube mit Wasser gefüllt. «Um dies zu verhindern, kommt ein Wellpoint- System zum Einsatz», erklärt Vanoni. Sichtbar ist dieses als Rohrsystem, das die Baugrube umschliesst und von dem aus alle paar Meter Lanzen in den Boden hineinführen. Durch eine angeschlossene Vakuumpumpe wird der Grundwasserspiegel abgesenkt. Dies so effizient, dass das BGT-Team sogar die Pumpenschächte an der tiefsten Grubenstelle mit einigermassen trockenen Füssen versetzen kann. Kurz vor Abschluss der Grubenarbeiten zieht Bauführer Vanoni ein positives Fazit: «Wir mussten hier keine hochkomplexe Grube erstellen, aber wir mussten sie an einer geologisch und hydrologisch schwierigen Lage realisieren», sagt er. Das sei dank Kompetenz und viel Erfahrung im Team gelungen.