14.12.2022


SPORTLICHER CITY-BAU

Am Letzigraben in der Stadt Zürich realisiert die Bereuter Bau AG zwei Mehrfamilienhäuser. Die Oberleitung einer passierenden Buslinie schränkt die Bewegungsfreiheit des Krans ein. Und die engen Platzverhältnisse erfordern einen präzise geplanten Bauablauf.

Eine Tiefgarage und zwei Mehrfamilienhäuser mit je fünf Geschossen – im Rohbau ist die neue Überbauung am Letzigraben 106 in Zürich seit Anfang Dezember fertiggestellt. Noch im Frühling stand an der gleichen Adresse: gar nichts! «Das Tempo, in dem wir Bauten wie diese erstellen, ist sehr, sehr sportlich. Aber es ist in den vergangenen Jahren zum Normaltempo geworden », sagt Beat Meier, Bauführer der Bereuter Bau AG, bei einem Baustellen-Rundgang im November. Mit Polier Marin-Bogdan Caprea begutachtet er den Baufortschritt und bespricht die Abschlussarbeiten. Innert sieben Monaten verbaute das Bereuter-Team hier 145 Tonnen Armierung, 1500 Kubikmeter Beton und 1600 Quadratmeter Mauerwerk. Die Baumeister der Bereuter-Gruppe realisierten auf der schlanken Stadtparzelle das Wohnprojekt «Lets’s see». In den zwei Gebäuden erstellten sie 19 Wohneinheiten. Nebst geschosshohen Fenstern sowie Balkon oder Sitzplatz für jede Wohnung stellen die grossen Dachterrassen auf beiden Häusern die Highlights der Neubebauung dar. In einem Beschrieb des vermarktenden Immobilienunternehmens ist von französischem Flair die Sprache – nur besser.

Kein Hexenwerk, aber 
Die Gebäude werden nach Fertigstellung zweifellos zu mehr Chic im Quartier beitragen. Bautechnisch indes stellten sie für die Bereuter- Hochbauer kein Hexenwerk dar. Mit einem Mix aus Mauerwerk sowie Betonwänden und -Decken fiel die verbaute Substanz konventionell aus. Ganz ohne Kniffe ging es trotzdem nicht: Die reihum geschosshohen Fensteröffnungen führten beispielsweise dazu, dass zahlreiche schmale Mauerwerkssegmente freistehend erstellt werden mussten, bevor sie später an die Betondecke angeschlossen wurden. «Um die einzelnen Segmente beim Mauern zu stabilisieren, setzten wir Mauerwerksbewehrungen ein», erklärt Caprea. Im obersten, zurückversetzten Geschoss wurden die Innenwände – ebenfalls in Mauerwerk - zu den späteren Fassaden hin in zwei Winkeln abgeschrägt. «Um die geschnittenen Steine präzise und zugleich effizient zu setzen, verwendeten wir Schalungsplatten als Anschläge», schildert der Polier. Zimmerleute montieren jetzt ihre Holzkonstruktion an die abgeschrägten Stirnseiten der Mauern.

Kaum Platz für Material 
Die kurze Rohbauzeit täuscht über die Komplexität der Aufgabe hinweg. Diese lag am Letzigraben 106 stark im Drumherum sowie im Darunter: «Als wir im Frühling auf den Platz kamen, waren wir mit viel Grundwasser konfrontiert. Beim Ausheben der Gräben für die Kanalisationsanschlüsse stiessen wir zudem auf Fundamentreste der früheren Bebauung, die wir zunächst wegspitzen mussten», erinnert sich Caprea. Nachdem die Bodenplatte und die Tiefgarage betoniert war, begannen die Wohnhäuser um 14 Tage versetzt in die Höhe zu wachsen. Die Staffelung ermöglichte es den Bauleuten, das benötigte Bau-Gerät und -Material optimal zwischen den Bauten hin und her zu wechseln. «Der effiziente Materialeinsatz war auf diesem innerstädtischen Bauplatz besonders wichtig, weil die Gebäude bis just an die Grundstücksgrenzen heranreichen und deshalb praktisch kein Lagerplatz vorhanden ist», erklärt der Polier. Auch die zeitlich knapp datierte Anlieferung von Material trage dazu bei, die Materialdepots vor Ort so klein wie möglich zu halten. Zu den beengten Platzverhältnissen auf dem Grundstück kommt hinzu, dass auf der vorbeiführenden Quartierstrasse eine Buslinie der VBZ verkehrt. «Um deren Oberleitungen zu schützen, musste der Kran begrenzt und der Abladeplatz so schmal wie irgend möglich ausgestaltet werden», sagt Bauführer Meier. Trotz Erschwernissen wie diesen sind Bauführer und Polier zufrieden mit dem Gang der Dinge. «Wir konnten unser Programm schnörkellos durchziehen. Dazu hat die gute Zusammenarbeit von Bauleitung, Planung und uns Ausführenden entscheidend beigetragen», resümiert Meier. Polier Caprea nickt und schaut zwischen den Gebäuden hoch zum Kran. «Am Schluss ist man einfach stolz, wenn man ein Ziel in so kurzer Zeit erreicht», sagt er.