13.09.2022
„STETER WANDEL MACHT MIR NICHTS AUS“
Alexandra Masiello leitet das Sekretariat der Bereuter Holding AG. Ihr Aufgabenbereich ist breit und veränderte sich in ihren bisher 21 Dienstjahren immer wieder. Aber genau das mag sie an ihrem Job.
Sie überlegt und schaut aus dem Fenster. «Das ist noch schwer zu sagen», meint sie schliesslich. Alexandra Masiellos Tätigkeitsbereich ist so vielfältig, dass es ihr selbst schwerfällt, ihn kurz zu umreissen. «Leiterin Sekretariat, Bereuter Holding AG», steht auf ihrer Visitenkarte. Als solche führt sie klassische Büro- und Assistenzaufgaben aus: Korrespondenz, Post, Terminplanung, Prüfen und verschicken von Offerten und Rechnungen, Lernendenbetreuung, Unterstützen bei der Organisation von Veranstaltungen und tausend anderen Dingen. So weit, so klar.
Da sich die Bereuter Holding aber aus mehreren Unternehmungen zusammensetzt, die alle ihre eigenen Führungsstrukturen, ihre eigenen Prozesse und auch ihre eigenen Sekretariate haben, wird die Sache noch vielschichtiger. «Mal arbeite ich im direkten Auftrag von Inhaber Marco Bereuter, mal im Auftrag von CEO Adrian Thomann, mal vertrete ich Assistentinnen in einer Gruppengesellschaft oder springe sonst irgendwo ein, wo sich eine Lücke auftut – und sei es, dass ich mittags kurz im Service aushelfe, wenn beispielsweise der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung bei uns im Saloon essen», schildert Alexandra. So etwas wie einen normalen Alltagstrott kenne sie praktisch nicht. «Aber ich mag es so abwechslungsreich und würde es nicht anders wollen.»
Enden und neue Anfänge
In ihrer Jugendzeit war Alexandras berufliche Vorstellung enger gefasst – roch aber nach Abenteuer in der grossen weiten Welt: Sie wollte Flight Attendant werden. Da diese Tätigkeit eine abgeschlossene Erstausbildung voraussetzt, machte sie als Zwischenschritt die Berufslehre als Hotelfach-Assistentin im Hotel Central Plaza in Zürich. Der Beruf wurde ihr als ideale Vorbereitung fürs Fliegen empfohlen. Als es nach dem Abschluss darum gegangen wäre, loszuziehen, um Sprachen zu lernen, kam jedoch die Liebe dazwischen. «Ich hatte einen Freund und konnte mir damals nicht vorstellen, mich einfach davon zu machen», erinnert sie sich.
Anstatt bei der Swissair heuerte Alexandra bei ihrem Vater an. Er führte eine Software-Bude, die IT-Programme insbesondere für Kommunikations- und Werbeagenturen entwickelte. Sie übernahm Sekretariatsaufgaben. Um auch theoretisches Wissen für ihre Büroaufgaben aufzubauen, besuche sie nebenher die Handelsschule. Im Alltag aber half sie dann auch bei Programmierarbeiten mit oder suchte nach Fehlern, wenn eine Lösung nicht sauber funktionierte. Und: Als junge Erwachsene lernte Alexandra ihren Vater neu kennen. «Ich hatte in den Jahren, in denen ich bei ihm arbeitete, mehr von meinem Vater, als ich es als Kind je hatte», sagt sie. Als er sich in einer persönlichen und geschäftlichen Krise Mitte der 1990er Jahre das Leben nahm, war der Schock gross. Heute erzählt sie gefasst davon. «Aber ja: So etwas prägt», sagt sie.
Nach dem Einschnitt zog Alexandra weiter. Sie gab ein Zwischenspiel im Büro einer Buchbinderei als kaufmännische Angestellte, wechselte als Sachbearbeiterin und Stellvertreterin des leitenden Sachbearbeiters Administration in die Zentralverwaltung der damaligen Waro, bevor sie als Sachbearbeiterin und Disponentin bei einem Heizungsinstallationsunternehmen tätig wurde. In dieser Zeit absolvierte sie eine Weiterbildung an der Managementschule mit Abschluss eines höheren Wirtschaftsdiplomes.
Als die regionale Niederlassung des Heizungsunternehmens im Zürcher Oberland kurz nach der Jahrtausendwende geschlossen wurde, engagierte sich der Filialleiter dafür, Anschlusslösungen für seine Leute zu finden. Durch seine persönlichen Beziehungen kam Alexandras Dossier an die Schützenstrasse in Volketswil. Wenig später sass sie mit Marco Bereuter an einem Tisch. Nach einem weiteren Gespräch unterschrieb sie den Arbeitsvertrag. Fortan führte sie das Sekretariat der Hoch- und Umbauabteilungen, die zu jener Zeit noch nicht eigenständige Firmen in einer Holding-Struktur waren. Das war vor 21 Jahren.
Konstanter Wandel
Damals war noch vieles anders an der Schützenstrasse. Es gab kein Dispositionsgebäude am Arealeingang, kein ausgebautes Parkdeck, kein zweites Obergeschoss im Verwaltungsgebäude. «Vor allem war auch das Team kleiner als heute. Wir waren vielleicht zehn, zwölf Leute, die sich jeweils zum Znüni direkt in Marco Bereuters Büro versammelten», erinnert sie sich.
Alexandra erzählt das ohne Nostalgie in der Stimme. Denn dass sich das Unternehmen wandelte, grösser und umstrukturiert wurde und dass es damit mehrmals auch Verschiebungen in ihrem Aufgabenbereich gab, das bereitete ihr wenig Mühe. «Wenn ich auf meine berufliche Laufbahn zurückblicke, war ich immer an Orten, wo es lebhaft war und ich verschiedenste Aufgaben unter einen Hut bringen musste. Nein, steter Wandel macht mir nichts aus», sagt sie.
Geblieben ist über all die Bereuter-Jahre Alexandras Arbeitsplatz beim Empfang oben im Verwaltungsgebäude. Seit über 20 Jahren ist sie dort meist die erste Ansprechperson für Besucherinnen und Besucher der Bereuter-Gruppe. Es ist der ideale Platz für sie. «Es läuft etwas und immer wieder ergibt sich ein kurzer, schöner Schwatz», schwärmt sie.
Ihr Büro teilt sie sich seit zwei Jahrzehnten jeweils mit dem oder der neuen KV-Lernenden, die ihr erstes Lehrjahr bei ihr im Sekretariat verbringen. Alexandra führt die neuen Bürofachkräfte in die Arbeitswelt und ins Unternehmen ein, gibt professionelle Tipps und hat auch für private Sorgen offene Ohren. Als Mutter zweier Teenager ist sie mit den Sorgen und Nöten in diesem Alter vertraut. «Es ist nicht ganz einfach, sich Jahr für Jahr auf einen neuen, jungen Menschen einzulassen, der erste Erfahrungen im Beruf sammelt, denn es braucht Anleitung, Kontrolle und – ja – auch Geduld», sagt sie. Aber es sei schön zu sehen, wie die Mädchen und Jungs ihren Weg gehen. Und wenn sie nach drei Jahren erfolgreich ihren Abschluss machten, dann fühle es sich gut an, einen Teil dazu beigetragen zu haben.
Während ihre Bürogspänli jeweils ganz am Anfang ihres Berufslebens stehen, hat Alexandra noch rund einen Drittel ihrer Laufbahn vor sich. Sind da noch heimliche Ziele? Wieder überlegt sie und wieder schaut sie aus dem Fenster. «Nein. Ich bin zufrieden, wo ich bin. Und wenn es geht, möchte ich hier pensioniert werden.»