17.03.2025

Tetris in Schwamendingen

An der Winterthurerstrasse in Zürich-Schwamendingen erstellt die Baur & Cie AG ein schmales, sechsgeschossiges Mehrfamilienhaus. Die Platzverhältnisse sind eng. Aber damit wissen die Umbauprofis der Bereuter-Gruppe umzugehen.


Die Einhausung der Autobahn in Schwamendingen hat die Atmosphäre im Quartier markant verändert. Wo sich ab 1980 täglich im Durchschnitt über 100‘000 Fahrzeuge durchs Quartier schoben, ist der Autobahnlärm praktisch verschwunden. Die Beruhigung sorgt dafür, dass die Wohnqualität entlang der früher offenen Autobahn verbessert wurde. Und so entstehen – selbst auf knappen Grundstücken – neue Wohnungen im Quartier. Ein solches neues Wohnhaus erstellt die Baur & Cie AG derzeit an der Winterthurerstrasse, unmittelbar neben dem Lift zur unterirdischen Tramhaltestelle Waldgarten. Auf dieser Höhe verlief die Autobahn schon vor der Einhausung im Untergrund. Unmittelbar vor der Liegenschaft befand sich aber ein riesiger Belüftungsschacht. Dieser ist im Zuge der Einhausung verschwunden. An seiner Stelle wachsen nun junge Bäume an einer begrünten Böschung. 


Kompetenzen und Erfahrung

Seit Oktober 2024 treibt Polier Roger Grossenbacher mit zwei Mitarbeitenden und einem Maurer-Lernenden die Baumeisterarbeiten auf dem Bauplatz voran. Beim Besuch im Februar sind das Untergeschoss sowie die Erdgeschosswände fertiggestellt. Das Team ist dabei, die Erdgeschossdecke zu schalen und die Schalung so vorzubereiten, dass die externen Eisenleger die Armierungen erstellen und die Elektroinstallateure ihre Leerrohre und Verteiler einlegen können. «Anders als bei grösseren Neubauten schalen wir in diesem Projekt die Wände und Decken selbst. Einzig für die Armierung sowie für Mauerwerksarbeiten holen wir Subunternehmen auf die Baustelle», betont Grossenbacher. Dass die Umbau-Profis der Bereuter- Gruppe auch kleinere Neubauten ausführen, ist bemerkenswert, aber bei den Hegnauern keine Seltenheit. «Wir haben Poliere bei uns, die über die nötigen Kompetenzen und Erfahrungen verfügen, um mit ihren Gruppen Neubauten sowie Renovationsprojekte durchzuziehen», sagt Massimo Evangelisti, Bauführer und Kalkulator der Baur & Cie AG. Um Gruppen-interne Konkurrenzsituationen mit der Bereuter Bau AG zu vermeiden, spreche man sich natürlich laufend mit den Kollegen ab, betont er. 


Der Platz fehlt überall

Das Wohngebäude (UG, EG plus 4 OG) in Schwamendingen, das Polier Grossenbacher mit seinem Team erstellt, weist einen schmalen Grundriss mit nur einer Wohnung pro Geschoss auf. Der schlanke Bau mit auskragenden Balkonen ab dem ersten Obergeschoss fügt sich in ein ebenso schlankes Grundstück ein. Die Grössenverhältnisse sorgen dafür, dass die Bauleute mit äusserst wenig Platz für Baustelleneinrichtung sowie Abstellfläche für Material zurande kommen müssen. Die Büro- und Mannschaftscontainer sind leicht versetzt gestapelt und bis auf wenige Zentimeter an das Liftgebäude der Verkehrsbetriebe herangerückt. Der Kran konnte erst platziert werden, nachdem an der Ecke des Grundstücks ein Pumpenschacht sowie die nötigen Kanalisationsleitungen verlegt waren. Doch auch mit gutem Willen: Nicht alles, was für den Bau benötigt wird, kann auf dem knappen Platz deponiert werden: «Wenn wir beispielsweise Wände schalen, liefert uns der Werkhof das Schalungsmaterial auf den Platz. Schalen wir die Wände aus, dann geht das Material unverzüglich zurück in den Werkhof», sagt Grossenbacher. Noch während dem Besuch kündigt sich die Lieferung der Unterarmierung für die Erdgeschossdecke an. «Wieder etwas, wofür ich Platz suchen muss», sagt der Polier. Er «spielt» auf der engen Baustelle Tetris im Grossformat. 

Die Umbau-Profis sind sich jedoch gewohnt, selbst in engen Platzverhältnissen effizient zu funktionieren. Und so geht es mit den Arbeiten zügig voran. Grossenbacher rechnet mit 12 bis 14 Arbeitstagen pro Gesamtgeschoss. Für die Dachkonstruktion fehlen derzeit noch die Pläne, entsprechend kann er noch keine abschliessende Prognose machen. Aber klar ist: Der Rohbau wird im Frühling fertiggestellt.