11.12.2024

Tierisches Tiefbauprojekt

Für das Pantanal-Projekt des Zoos Zürich führt die Bereuter Baugrubentechnik AG (BGT) die Tief- und Spezialtiefbauarbeiten aus. Die Arbeiten sind anforderungsreich, der Zeitdruck ist hoch.


Der Starkregen an jenem Oktobermorgen war längst vorübergezogen. Auf der Pantanal-Baustelle im Zoo Zürich waren die Folgen aber noch am Nachmittag augenfällig. Das BGT-Team um Polier Manuel Carvalho watete bei ihren Arbeiten im unteren Bereich des Bauplatzes im durchnässten Boden. Maschinist José Rebelo, der weiter oben Pfahlbohrungen vornahm, hatte grösste Mühe, das Raupen- Bohrgerät zur nächsten Markierung zu manövrieren, ohne dass es sich eingräbt. «Wenn jemand eine Erklärung dafür braucht, weshalb wir nicht bei jeder Witterung denselben Arbeitsfortschritt pro Tag schaffen, der muss unsere Baustelle an Regentagen besuchen», sagte BGT-Bauführer Markus Vanoni. Wenige Tage später präsentierte sich die Baustelle in einem anderen Licht. Das Erdreich war von der Herbstsonne oberflächlich abgetrocknet. Die BGT-Männer liefen deutlich agiler und auch ein bisschen fröhlicher über die Baustelle. 



19‘000 Kubikmeter Aushub 

Seit Februar war das BGT-Team im Zoo Zürich tätig. Mit ihrer Arbeit schaffte es die Grundlage für die Pantanal-Voliere, die oberhalb des Besuchereingangs entsteht. Auf einer Fläche von rund 11‘000 Quadratmetern soll die Voliere das südamerikanische Pantanal-Feuchtgebiet nachbilden, sporadische Überflutungen inklusive. Über 15 gefährdete Tierarten werden in der Voliere leben. Weil das 13‘500 Quadratmeter grosse Netz an geschwungenen Stahlbögen bis zu 35 Meter hoch hängt, werden Vögel sogar in Schwärmen fliegen können. Vorerst aber beobachten Zoo-Besuchende Bauleute, die hinter dem Bauzaun arbeiten. 

Als das BGT-Team im Frühling auf den Platz kam, war das Grundstück dicht bewachsen und befanden sich darauf mehrere Kleingebäude, Wasserbecken und Stützmauern. Nach den Rückbau- und Rodungsarbeiten wurde eine Bau-Piste erstellt und parallel dazu mit den Bohrungen für die 160 Rühlwandträger begonnen. Die vielfältig gestufte Baugrube wurde reihum mit Rühlwandabschnitten gesichert. An neuralgischen Stellen sind sie mit quer verlaufenden Stahlträgern ausgesteift. Gesamthaft wurden schliesslich rund 19‘000 Kubikmeter Aushub abgeführt. Vier Bereuter- Bagger standen dafür im Einsatz. 


Die Uhr tickte 

Noch anforderungsreicher als die Erstellung der Rühlwand seien indes die Pfählungsarbeiten gewesen, erklärte der Bauführer. Gesamthaft 265 Permanent-Pfähle wurden eingebaut, um die Statik der stützenfreien Voliere-Bögen zu gewährleisten. «Die Pfahldetails waren äusserst unterschiedlich und erforderten Bohrung für Bohrung penible Vorbereitungsarbeiten », sagte Vanoni. Eingesetzt wurden knapp elf Meter lange und mit Kunststoff ummantelte 43mm-Mikropfähle. Sie wurden in verrohrte Bohrlöcher eingesetzt und mit Mörtel dauerhaft fixiert. 

Die mit Abstand grösste Herausforderung sei jedoch das knappe Zeitfenster gewesen, in denen die Arbeiten ausgeführt werden mussten, betonte Vanoni. «Durch verschiedene Verzögerungen und Anpassungen standen wir permanent unter erheblichem Zeitdruck.» Angesichts dessen sei er mehr als zufrieden mit der Leistung seines Teams. Dies umso mehr, als das Pantanal-Projekt für die BGT-Truppe das erste reine BIM-Projekt darstellte. «Die Premiere führte zu Umstellungen unserer bisher gewohnten Arbeitsweise, ist jedoch gesamthaft erfreulich verlaufen », resümierte Vanoni. Nun sei es entscheidend, in weiteren Projekten zusätzliche Erfahrung aufzubauen. 

Beim Besuch Ende Oktober befand sich das BGT-Team im Endspurt der Tief- und Spezialtiefbauarbeiten. Im unteren Grubenteil wurden in verschiedenen Bereichen Sohlenabschnitte nachgezogen. Derweil erfolgten im oberen Grubenabschnitte die letzten Pfahlbohrungen. Mitte November kam der Zoo-«Ausflug» der Tiefbauer zu einem Ende. Bis die Vögel durch die Voliere fliegen, braucht es aber noch Geduld. Die Eröffnung ist auf Frühling 2028 geplant.