13.06.2024
Vielfältig fordernde Grube
In Zürich-Seebach erstellt die Bereuter Baugrubentechnik AG die Baugrube für ein Mehrfamilienhaus mit 27 Eigentumswohnungen. Mit belastetem Boden, verschmutztem Aushub und stark wasserführendem Untergrund sind verschiedene Aspekte zu beachten.
Maschinist Giovanni Lauro zieht am östlichen Parzellenende mit der Baggerschaufel etwas Aushub beiseite. Fabian Simione, Bauführer der Bereuter Baugrubentechnik AG (BGT), steht mit dem zuständigen Geologen sowie dem Projektleiter für die Materialabfuhr daneben und ist zufrieden. «Wir sehen natürliches, augenscheinlich unverschmutztes Terrain. Das ist auf dieser Parzelle nicht selbstverständlich», sagt Simione. Die Parzelle ist ein amtlich erfasstes Altbaugebiet. Vorgängige Analysen wiesen im Oberboden chemische Belastungen und darunter mineralische Verschmutzungen nach. Die Kellerwände der drei rund 100-jährigen Wohnhäuser, welche die BGT in einem ersten Arbeitsschritt rückbaute, waren mit Mischabbruch, alten Ziegeln und weiterem Material hinterfüllt, das nach heutiger Normgebung als Verschmutzung gilt. Der belastete Boden und der verschmutzte Aushub mussten entsprechend zusammengezogen, vom Geologen freigegeben und schliesslich zur fachkundigen Verarbeitung abgeführt werden. «Es ist ein mehrstufiges Vorgehen, das nur effizient funktioniert, wenn man weitsichtig plant und sich gut mit den zuständigen Partnern abspricht», sagt Simione.
Bohren und baggern
Die Altbauten aus den Jahren 1909, 1911 und 1933 baute die BGT bereits im vergangenen Herbst bis und mit Kellerdecke zurück. Für weitere Arbeiten lag zu jenem Zeitpunkt noch keine Freigabe vor. Dennoch dachten die Tiefbauer vorwärts. Um effizient das Planum für den späteren Einsatz des Grossbohrgeräts zu erstellen, füllten sie die offenen Kellergeschosse mit Mischabbruch «ab Platz» auf.
Als im Frühling 2024 die nötigen Freigaben vorlagen, war es BGT-Bohrmaschinist Carlos Lopes, der als erster auf Platz kam. Er erstellte die Bohrlöcher für die Rühlwand, die zur Sicherung der Grube entlang der passierenden Strasse sowie seitlich zu den Nachbarshäusern hin erforderlich ist. Zu den rückwärtig angrenzenden Häusern hin reicht eine Böschung als Grubenabschluss aus. Leicht zeitlich versetzt kam Maschinist Jeton Jakupi hinzu und begann mit dem Aushub. Während Jetons Ferien sprang Kollege Giovanni mit seinem flexibleren Bagger ein und baute die übriggebliebenen Kellergeschosse zurück. «Typisch für dieses Grubenprojekt ist, dass es aus zahlreichen, teils parallellaufenden Arbeitsschritten besteht. Jeder für sich ist nicht sehr komplex. Sie alle effizient zusammenzubringen, darin besteht die Herausforderung », sagt Bauführer Simione.
Zum Zeitpunkt der Baustellenbesichtigung Anfang Mai ist ein Grossteil der Rühlwandträger eingebaut. Auf der westlichen Grubenseite sind bereits Longarinen und Eckspriesse mit den Trägern verschweisst. Später folgen zur horizontalen Sicherung zusätzliche Schrägspriesse in die Grube hinein. In den kommenden Wochen wird der Aushub von Westen nach Osten fortschreiten und werden die Rühlwandabschnitte sukzessive mit Spritzbeton ausgefacht. «Die Baugrubensohle erstellen wir rund vier Meter unter dem strassenseitigen Terrain. Gesamthaft führen wir dafür rund 4‘400 Kubikmeter fest Aushub ab», so Simione.
Bohren und pumpen
In dieser Tiefe wird das BGT-Team mit Grundwasser konfrontiert werden. Die Baugrubensohle liege gemäss Voruntersuchungen 50 bis 100 Zentimeter im Wasser, beschreibt der Bauführer. Da im unteren Aushubbereich geröllartiges Material liegt und ohnehin ein leistungsfähiges Grossbohrgerät auf Platz ist, hat man sich für Filterbrunnen zur Grubenentwässerung entschieden. Bohr-Chef Carlos drillt dafür Bohrlöcher in den Baugrund, die bis vier Meter unter die Baugrubensohle reichen. In die Bohrungen werden gelochte, geschlitzte und mit Filtergewebe ummantelte Kunststoffrohre eingesetzt. Sammelt sich bei fortschreitendem Aushub im Arbeitsbereich Grundwasser, werden Wasserpumpen in die Filterbrunnen eingesetzt. «Um den Wasserfluss zu den Filterbrunnen zusätzlich zu verbessern, nehmen wir unterhalb des Sohlenniveaus einen Materialaustausch vor und erweitern die natürlich vorhandene Geröllschicht», erklärt Simione.
Bis Ende Juni soll die lange Traktandenliste abgearbeitet und die Baugrube fertiggestellt sein. Dann übernehmen die Baumeister das Zepter und ziehen das Mehrfamilienhaus hoch.