07.03.2024
«Yes we can!»
Seit gut drei Jahren leitet Roger Kornmayer den Bereich Sonderbau-Projekte der Bereuter Totalunternehmung AG. Herausforderungen treiben ihn an – und haben ihn um die halbe Welt geführt.
Ein Spitalprovisorium in Grabs. Ein Multimillionen-Messestand für IWC an der «Watches & Wonders» in Genf. Eine temporäre Wohnsiedlung für geflüchtete Ukrainer in Zürich. Eine Ausweichlösung für eine Pizzeria in Effretikon. Vom kniffligen Klein-Sonderbau bis zum modularen Grossprojekt – wo immer Roger Kornmayer eine Herausforderung wittert, die den Rahmen von konventionellen Bauprozessen sprengt, ist für ihn klar: «Yes we can!»
Roger (53) ist Bereichsleiter Sonderbau- Projekte der Bereuter Totalunternehmung AG. In seiner Funktion ist er unermüdlich und schweizweit auf Akquise-Tour. «Sei es bei öffentlichen Ausschreibungen oder im direkten Kontakt mit potenziellen Kunden: Wenn ich Projekten begegne, die temporäre, modulare, besonders kreative, anforderungsreiche oder auch ungewöhnlich interdisziplinäre Aspekte beinhalten, weckt das meinen Ehrgeiz», sagt er. Mit seinem Team hat Roger in den letzten Jahren dutzende teils buchdicke Eingaben für Gesamtleistungen in Sonderbau- Projekten erarbeitet. Beispielsweise für eine grosse Eventhalle in Chur oder für zig-verschiedene temporäre Schulgebäude, die landauf landab gefragt sind. Der Branchenzweig ist kompetitiv und erfordert einen langen Atem. Roger umschreibt es so: «Wir schreiben für eine Handvoll Zuschläge deutlich mehr als eine Handvoll Offerten.» Er sei nicht unzufrieden mit der Aufbauarbeit der letzten Jahre, zumal Corona die Budgets für Events und Messen jahrelang pulverisiert habe. Aber dennoch: «Wenn es um die Realisierung von temporären und modularen Konstruktionen geht, sind wir mit unserer Erfahrung, unserem Netzwerk, unserer Kreativität und unserer Value-Engineering-Kompetenz das beste Team der Schweiz. Das können wir der potenziellen Kundschaft noch besser vermitteln – mit einzigartigen Vorschlägen und Eingaben. Und vor allem mit hervorragenden Referenzprojekten», sagt er. Sich im umkämpften Marktumfeld gut verkaufen? «Yes we can!»
Vom Thurgau …
Roger ist unüberhörbar im Thurgauischen aufgewachsen, zunächst in Amriswil, dann in Arbon. In der Schule war er stark in den Naturwissenschaften, aber eine Niete in den Sprachfächern. Das hätte im Schnitt just fürs Gymnasium gereicht. Er ging dann doch in die Sek und machte im Anschluss eine Lehre als Zimmermann. Es war nicht sein Traumberuf. «Ich bin nicht der Typ, dem es nichts ausmacht, bei Wind und Wetter draussen zu arbeiten. Ich zog die Lehre trotzdem durch und entwickelte mich zu einem guten Handwerker. Im Prinzip aber freute ich mich jede Woche auf den Schultag», sagt Roger.
Neben der Lehre stolperte er gewissermassen in eine Sportkarriere. «Ich wollte nach unserem Umzug nach Arbon verhindern, dass ich weiterhin Musikunterricht nehmen muss. Also verkündete ich, dass ich Sport machen will», erzählt er. Die Optionen waren überschaubar: Fussball oder Handball. Er wählte letzteres. Im lokalen Club erkannte man in Roger nach wenigen Trainings ein Goalie-Talent. Angestachelt durch die unverhoffte Herausforderung entwickelte sich daraus eine eindrückliche Laufbahn. Roger spielte sich über alle Stufen hoch bis in die Nati A, wo er bei St.Otmar St.Gallen und den Kadetten Schaffhausen den Kasten sauber hielt.
Beruflich hängte er nach dem Lehrabschluss ein Studium als Bauingenieur an. Mit seinen starken mathematischen und technischen Fähigkeiten kam er durchs Studium, obwohl sein Fokus in dieser Lebensphase klar auf dem Sport lag. Die Prioritäten blieben unverändert, als er ein paar Jahre lang in einem Ingenieurbüro arbeitete und schliesslich berufsbegleitend ein weiterführendes Studium als Wirtschaftsingenieur an der HSG in St.Gallen durchzog. Job, Studium und Spitzensport unter einen Hut bringen? «Yes he can!»
… in die weite Welt hinaus …
Mit dem HSG-Diplom in der Tasche suchte sich Roger einen Job, in dem er seine bisherigen Erfahrungen als Handwerker, Ingenieur sowie Wirtschaftsingenieur kombinieren konnte. Er landete bei einem international tätigen Unternehmen, das temporäre Bauten für Sport-, Kultur- und Businessveranstaltungen plante und umsetzte. Es war der optimale Ort für Roger, um seine Talente einzubringen. Die ersten Jahre tat er dies als Projektleiter in der Schweiz und europaweit. Er betreute aufwändige Bühnenbauprojekte für die Bregenzer Festspiele, für die damalige Uhren- und Schmuckmesse Basel oder auch die Weltausstellung in Hannover. Überzeugt von seinem Drive, schickte ihn das Unternehmen schliesslich in die USA, um dort den Schweizer Messeableger Art Basel Miami Beach zu betreuen und daneben neue US-Kunden anzuziehen. Roger packte mit seiner Familie die Koffer und zog nach Miami. Obwohl sich das US-Geschäft anders entwickelte als geplant, wurden aus den ursprünglich geplanten drei US-Jahren mehr und mehr. «Ich fühlte mich in Miami wie ein Fisch im Wasser. Die offene Ami-Mentalität, Dauersommer, Sonne und praktisch immer Flipflops an den Füssen, ich fühlte mich wie im Paradies», sagt Roger heute. Aus beruflichen und privaten Gründen ging es nach sieben US-Jahren dennoch wieder in die Schweiz zurück. Dort angekommen, wechselte er das Unternehmen, blieb seinem Metier aber treu. Weiterhin jettete er an internationale Eventlocations, koordinierte aufsehenerregende Temporärbauten bewies Mal für Mal: «Yes we can!»
… und dann nach Volketswil
Als Roger in Kontakt mit der Bereuter- Gruppe kam, war er – der Familie zuliebe – auf der Suche nach einem Job, der etwas mehr Sesshaftigkeit zuliess. Zu jener Zeit war die Stelle des Geschäftsführers der Baur & Cie AG vakant. So kam es zu Gesprächen. Anstatt in den Umbau umzusatteln, schlug Roger jedoch vor, die Bereuter Totalunternehmung AG um einen neuen Bereich für Sonderbauten zu erweitern. «Ich skizzierte einen Bereich, der TU/GU-Funktionen in all jenen Projekten übernehmen kann, die das bestehende Unternehmen bislang nicht abdeckte», schildert er. Marco Bereuter erkannte das Potenzial und schlug zu. Seither steht Roger in Volketswil unter Vertrag und tut, was er angesichts von Herausforderungen immer tut: Er gibt Vollgas.
Ausgleich zum beruflichen Wirbel findet Roger nicht in einer ruhigen Freizeit. Mit seiner heutigen Partnerin lebt er mit sechs Teenagern unter einem Dach. «Bei mir muss immer etwas laufen. Mit sechs Jugendlichen ist das sichergestellt», lacht er. Zeit für sich verbringt er gerne in der Werkstatt, wo er an eigenen Projekten herumschraubt. Am Jeep Wrangler etwa, den er sich als Erinnerung an seine US-Jahre kaufte. Oder am Boot, das er während den Pandemiejahren zutat, um etwas Freiheit in den eingeschränkten Alltag zu bringen. Als es darum ging, die Sitzpolster des Boots neu zu beziehen, meldete sich Rogers verlässlicher Ehrgeiz. Er kaufte sich eine Nähmaschine und lernte mit Youtube-Tutorials, wie man damit umgeht. Kann er jetzt auch noch nähen? Die Fotos auf seinem Handy belegen es: «Yes he can!»