17.03.2025
Zwischen Baustelle und Schulzimmer
Micha Lattmann und Ronnie Imholz absolvieren derzeit ihre Bauführer-Ausbildungen. Dabei profitieren sie von ihren praktischen Erfahrungen und dem guten Team-Spirit in der Bereuter Bau AG.

Wie seid ihr ins neue Jahr gestartet?
Ronnie: Ich hatte einen eher ruhigen Start. Meine Projekte waren gut aufgegleist und gingen gut voran. Ich weiss aber, dass Stressphasen in unserem Beruf schubartig kommen. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis es wieder hektischer wird.
Micha: Ich hatte einen stressigen Jahresabschluss, konnte dann aber entspannt ins neue Jahr starten. Im Verlaufe des Januars bekam ich zwei neue Projekte. Nichts Riesiges, aber das Aufgleisen neuer Projekte erfordert viel Aufwand und Aufmerksamkeit, ungeachtet ihrer Grösse.
Unterstützt ihr euch im Bauführer- Team gegenseitig, wenn die Belastungen ungleich verteilt sind?
Micha: Wir arbeiten sehr gut zusammen. Die Bereitschaft, sich gegenseitig zu unterstützen, ist gross. Gleichzeitig ist es schwierig, kurzfristig einen Kollegen hinzuzuziehen, wenn in einem Projekt Herausforderungen auftreten. In der Zeit, die man benötigt, um ihn über die Situation und die relevanten Details zu informieren, hat man aufkommende Probleme meist selbst gelöst. Hinzu kommt, dass natürlich der Stolz vorhanden ist, um seine Projekte selbständig durchzuziehen.
Ronnie: Ich finde, das Miteinander funktioniert sehr gut. Wir helfen uns, wo es sinnvoll ist, und wir vertreten uns bei Abwesenheiten. Wenn Micha beispielsweise für einen Monat zur Schule geht, teilen wir seine Vertretung im restlichen Team auf. So trägt jeder ein Stück mit.
Wo steht eure Bauführer- Ausbildung heute?
Micha: Ich habe im Februar 2024 mit den Vorbereitungskursen und dann im Sommer 2024 mit dem eigentlichen Lehrgang begonnen. Ich besuche die Ausbildung auf dem Campus Sursee, wir sind der Pilot-Jahrgang für die neu konzipierte Ausbildung zum Bauführer HFP. Der Unterricht findet blockweise statt. Pro Semester bin ich jeweils einen Monat in der Schule. Dazwischen muss ich selbständig Arbeiten erledigen und Aufträge für den nächsten Schulblock vorbereiten.
Ronnie: Ich bin seit Frühling 2022 an meiner Ausbildung dran. Ich absolviere sie an der Bauschule Aarau in einem ganz anderen Modus als Micha. Ich bin jeweils montags und dienstags in der Schule. Durch den kontinuierlichen Rhythmus ist die schulische Belastung permanent hoch.
Ihr macht die Ausbildung berufsbegleitend. Wie tangiert euch die Schule im Arbeitsalltag?
Ronnie: Stark. Ich habe mein Pensum für die Ausbildungsdauer auf 60 Prozent reduziert. Da meine laufenden Projekte aber auch während meinen wöchentlichen Schultagen weiterlaufen, bin ich auch in der Schule immer wieder mit Bauführeraufgaben konfrontiert, die nicht warten können. Wenn ich im Schulzimmer sitze, bin ich mit dem Kopf also immer auch bei der Arbeit. Das ist anstrengend.
Micha: Hier lässt mir mein Ausbildungsmodell zum Glück grössere Freiheiten. Ich arbeite während der Ausbildung zu 100 Prozent weiter. Und wenn ich für einen Monat zur Schule gehe, dann gelingt es recht gut, mich vom Arbeitsalltag im Betrieb abzukoppeln. Das kommt mir sehr entgegen.

Was hat euch motiviert, die Bauführer- Ausbildung in Angriff zu nehmen?
Ronnie: Als Maurer und dann insbesondere als Vorarbeiter begannen mich mehr und mehr auch jene Dinge zu interessieren, die im Hintergrund ablaufen. Planerische und finanzielle Aspekte beispielsweise. Es hat mich zunehmend gereizt, mich von der handwerklichen Ausführung stärker in diese Richtung zu entwickeln.
Micha: Mir ist es wichtig, immer wieder Abwechslung zu haben und neue Herausforderungen zu finden. Entsprechend war mir immer klar, dass ich nicht meine ganze Laufbahn als Polier auf der Baustelle arbeiten möchte. Die Bauführer-Ausbildung hatte ich schon eine Weile im Hinterkopf. Ich begann sie früher als gedacht, weil der Bedarf nach Bauführern im Unternehmen gross war.
Ihr arbeitet im Betrieb bereits als Bauführer. Denkt ihr dabei manchmal: Ich könnte den Job auch ohne die strenge Ausbildung machen?
Micha: Der Gedanke ging mir sicher schon durch den Kopf. Es gehört aber zu meinen Prinzipien, dass ich die nötigen Ausbildungen durchlaufen möchte für die Funktionen, in denen ich tätig bin. Ich weiss, dass ich in der Lage wäre, die Bauführerfunktion auch ohne formelle Ausbildung auszuführen. Ich lerne in meiner täglichen Praxis viel von dem, was es dafür braucht. Gleichzeitig profitiere ich auch vom Wissen und der Erfahrung, die ich in der Schule, bei schulischen Projekten und vor allem auch im fachlichen Austausch mit Schulkollegen sammeln kann.
Ronnie: Ich würde behaupten, ich lerne in der Arbeitspraxis mehr für meine Funktion als in der Schule. Das soll den Wert des Unterrichts nicht schmälern. Aber wir haben im Betrieb einen hervorragenden Austausch unter uns Bauführern und auch mit unseren Polieren, von deren Erfahrung ich gerade als junger Bauführer stark profitiere.
Ihr habt einen Altersunterschied von rund 15 Jahren. Fällt es dir, Ronnie, mit 25 Jahren leichter, wieder in der Schulbank zu sitzen, als es dir mit bald 40 Jahren fällt, Micha?
Micha: Ich habe in jüngeren Jahren sicher einfacher gelernt. Die Polierschule habe ich vor sieben, acht Jahren recht locker durchgezogen. Nun merke ich: Es wird schwieriger. Ich schwimme nach wie vor gut mit, aber ich muss dafür mehr Einsatz geben. Glücklicherweise weiss ich aber recht genau, wie ich lernen und den Stoff priorisieren muss, damit ich ihn in den Kopf bekomme.
Ronnie: Ich hatte in meinem Berufsleben bisher keine längere Phase ohne Weiterbildung. In der Schule zu sein und schulisches Wissen zu erlernen, gehört für mich praktisch zum Alltag dazu. Dies nicht als lästige Pflicht. Denn ich gehe grundsätzlich gerne zur Schule.
Micha: Vielleicht muss ich auch noch klarstellen: Ich gehe gerne zur Schule und schätze es, diese Ausbildung machen zu können. Wir haben eine gute Klasse, in der wir uns wertvoll austauschen können.
Wie sorgt ihr neben Job und Ausbildung dafür, dass eure Akkus immer wieder gefüllt werden?
Ronnie: Bei mir ist es der Sport, mit dem ich Ausgleich schaffe und der mir hilft, den Kopf zu lüften. Es gibt hektische Phasen, in denen der Sport etwas zu kurz kommt. Weil er mir wichtig ist, sorge ich aber dafür, dass er seinen Platz behält, auch wenn es eng wird. So habe ich mir beispielsweise angewöhnt, sporadisch auch über den Mittag joggen zu gehen. So bekomme ich Bewegung und im Idealfall etwas Sonne. Das kommt im Büro eh zu kurz.
Micha: Bei mir ist der Sport wieder wichtig geworden. Ich hatte ihn während ein paar Jahren eher vernachlässigt, habe aber mit Beginn meiner Bauführer-Ausbildung neu gemerkt, wie gut mir Bewegung tut. Neben den Trainings im Fitnessstudio gehe ich jeweils über den Mittag mit meinem Hund laufen. Auch das hilft mir, den Kopf zu leeren und den Gedanken freien Lauf zu lassen.